«Das schlimmste Szenario ist eingetroffen» (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Wenn der Flugplatz Dübendorf für die Zivilluftfahrt genutzt wird, rechnet Stadtpräsident Lothar Ziörjen mit bis zu 80\'000 Flugbewegungen – und enormen Emissionen.

Für den Dübendorfer Stadtpräsident Lothar Ziörjen ist mit der Absicht des Bundes zum Flugplatz «das schlimmste Szenario» eingetroffen. Es bedeutet seiner Ansicht nach, dass in Dübendorf «eine vierte Piste des Flughafens Zürich» entsteht.

Für Ziörjen ist klar, dass der Bund nicht nur prüfen will, sondern tatsächlich die klare Absicht hat, in Dübendorf einen Flugplatz mit 40\'000 bis 80\'000 Flugbewegungen zu schaffen. «Das gibt einen unglaublichen Lärmteppich über dem dichtbesiedelten Glattal», sagte Ziörjen.

Neue Infrastruktur muss amortisiert werden

Eine Nutzung der Dübendorfer Anlage auch über 2014 hinaus für militärische Transportflugzeuge und Helikopter wäre für Ziörjen «kein Drama». Bei einer Öffnung für die Zivilluftfahrt sei aber eine minimale Zahl von Bewegungen nötig, damit der Flugplatz auch wirtschaftlich betrieben werden könne. Amortisiert werden müsse ja eine neue Infrastruktur, die geschaffen werden müsste.

Gemäss einer Testplanung des Kantons für den Flugplatz Dübendorf könnten laut Ziörjen 40\'000 Flüge pro Jahr abgewickelt werden, künftig allenfalls 60\'000 bis 80\'000. Diese Zahlen habe der Kanton Zürich dem Bund auch unterbreitet.

Dübendorf darf Zürich-Kloten nicht beeinträchtigen

Der Flughafen Zürich dagegen begrüsst die Erhaltung der aviatischen Infrastruktur in Dübendorf. Der Flugbetrieb in Zürich dürfe aber durch jenen in Dübendorf nicht beeinträchtigt werden, wie Flughafensprecher Marc Rauch auf Anfrage sagte. Es gebe im Moment noch keine Notwendigkeit, die Geschäfts- und Privatfliegerei auszulagern. «Wenn aber die Kapazitätsgrenze erreicht werden wird, hat natürlich in Zürich der Linienflugverkehr Priorität», sagte Rauch.

Auch das Forum Flugplatz Dübendorf begrüsst den Entscheid des Bundes, die Möglichkeit einer Weiternutzung des Flugplatzes nach 2014 zu prüfen. Der Entscheid, Zürich-Kloten und Dübendorf als ganzheitliches Flugplatzsystem zu betrachten, zeuge von Weitsicht, schreibt der Verein in einer Mitteilung. Für das Forum macht es Sinn, in Dübendorf «die Hunderte von Millionen Franken teure Infrastruktur weiterhin aviatisch zu nutzen».

Gleichzeitig könne so die Grünfläche für kommende Generationen so naturnah wie möglich belassen werden. Das Nebeneinander von militärischem und zivilem Flugverkehr werde heute weltweit als «erfolgsversprechendes Konzept» betrachtet. Die Kosten der öffentlichen Hand liessen sich so nachhaltig reduzieren.

Tages-Anzeiger, 12.05.2011


siehe auch:
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