Die verschärften Lärmschutzauflagen bereiten dem Swiss-Chef Harry Hohmeister Kopfzerbrechen. Jetzt drohen auch noch Kapazitätsengpässe beim Zürcher Flughafen: Der neue Richtplan, der die langfristige Gestaltung des Flughafens festlegt und bis Ende Monat zur Vernehmlassung aufliegt, zementiert laut Hohmeister den Status Quo, statt Ausbaumöglichkeiten zu eröffnen, schreibt die «SonntagsZeitung».
«Die Gefahr besteht, dass der Flugverkehr nach München oder Wien abwandert», warnt er. Das bedrohe das Drehkreuz Zürich. Und Swiss werde nicht mehr wachsen können. Flughafen-Chef Thomas Kern pflichtet Swiss-Chef Hohmeister bei: «Bereits heute haben wir in den Spitzenzeiten keine verfügbaren Slots mehr», klagt er.
«Er wirkt wie eine Plafonierung»
Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse lehnt den Richtplan rundheraus ab. «Er wirkt wie eine Plafonierung», sagt Präsident Gerold Bührer zur «SonntagsZeitung». Der Thurgauer Regierungsrat Jakob Stocker, der gegen mehr Fluglärm kämpft, kontert den Swiss-Chef: «Wenn die Swiss eine Milliarde Franken in neue Flugzeuge investiert, gehe ich davon aus, dass sie mit den Rahmenbedingungen gut leben kann.» Die Angst vor Engpässen teilt Stocker nicht.
Hunderte gestrandete Passagiere
Bereits 625 Swiss-Passagiere von vier Flügen waren bisher Opfer der neuen Nachtflugsperre, wie die Zeitung «Der Sonntag» berichtet. Seit Ende Juli gilt die verlängerte Nachtflugsperre am Flughafen Zürich. Anstatt um 24 Uhr wird der Betrieb bereits um 23 Uhr eingestellt. Verspätungsflüge sind bis 23.30 möglich.
Laut Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek waren bisher 625 Passagiere von vier Flügen Opfer der neuen Nachtflugsperre: 307 Passagiere haben ihren Anschlussflug verpasst und mussten in Hotels untergebracht werden. Weitere 318 Passagiere wurden mit Ersatzbussen oder Ersatzflugzeugen weitertransportiert.
Bei Air Berlin mussten 128 Passagiere eine zusätzliche Nacht in Catania (It) verbringen, da ihre Maschine wegen Verspätung erst nach 23.30 in Zürich gelandet wäre. Laut Flughafen-Zürich-Sprecher Marc Rauch fielen zudem zwei Flüge der spanischen Iberia sowie einer der portugiesischen Tap und der spanischen Vueling der verlängerten Nachtflugsperre zum Opfer.
Insgesamt macht dies mindestens 1000 betroffene Passagiere. Für die Airlines bedeutet dies Zusatzkosten: Sie müssen für die Hotelübernachtungen und den Ersatztransport aufkommen. In vier Fällen drückte der Flughafen jedoch ein Auge zu: Zwei Flüge der Air Berlin sowie einer der Swiss und der Edelweiss landeten nach 23.30 Uhr. Ihre Ankunft hatte sich wegen schlechten Wetters oder Streiks verspätet. Der Flughafen erteilte ihnen eine Ausnahmebewilligung – zum Ärger der Flughafenanwohner.
siehe auch:
«ES GIBT ALTERNATIVEN ZU ZÜRICH» (Sonntagszeitung)
Panikmache (Tele Top)
«Man kann die Leute nicht umsiedeln, um Parallelpisten zu bauen» (TA)
Jammern auf hohem Niveau (NZZ)