Der Verwaltungsrat der Flughafen Zürich AG entscheidet demnächst über die Revision der Lärmgebührenordnung. Voraussichtlich wird ein Verfahren gewählt, das die Swiss zunächst vor happigen Aufschlägen bewahrt.
Adrian Krebs
Die geltenden lärmabhängigen Landegebühren sind den Anwohnern am Flughafen Zürich schon lange ein Dorn im Auge. Die Zuordnung der Flugzeuge zu den verschiedenen Lärmklassen wurde seit dem Jahr 2000 nicht mehr angepasst. Das führt dazu, dass unterdessen fast 90 Prozent der landenden Flugzeuge der gebührenbefreiten Kategorie V angehören. Die jüngste Intervention in dieser Sache stammt von der Schwamendinger IG pro Zürich 12. Sie fordert in einem Brief an Stadt und Kanton Zürich, dass diese via ihre Vertreter im Flughafen-Verwaltungsrat Druck machen, um die Revision der Gebührenordnung voranzutreiben.
Swiss erneuert die Flotte
Offenbar rennt die IG mit ihrem Schreiben offene Türen ein. Wie normalerweise gut informierte Quellen wissen, ist die Gebührenordnung an der ersten Flughafen-Verwaltungsrats-Sitzung nach den Sommerferien traktandiert. Dabei ist dem Vernehmen nach ein stufenweises Vorgehen geplant. In einem ersten Schritt würde lediglich ein Teil der Flugzeuge aus der zweitlautesten Kategorie II (600 Franken pro Landung) in die Klasse I für die lautesten Flugzeuge (1000 Franken) umgeteilt. Erst 2014 oder 2015 kämen dann die Klassen III bis V an die Reihe.
Damit könnte der Flughafen zumindest vorläufig elegant eine stärkere finanzielle Belastung der Swiss umgehen. Deren Flotte besteht derzeit ausschliesslich aus Maschinen, die in den drei lärmgünstigeren Kategorien eingeteilt sind. Der A340 befindet sich in Klasse III (400 Franken), der A330 in der Klasse IV (200 Franken), und sämtliche übrigen Maschinen sind in der gebührenfreien Klasse V.
Würde heute die gesamte Klasseneinteilung verändert, müssten einige Swiss-Maschinen höherpreisig klassiert werden. Kandidaten wären namentlich der A330-200 und der Avro RJ100 (Jumbolino). Just diese Maschinen werden aber in den kommenden Jahren ersetzt, wie Sonja Ptassek von der Swiss erklärt. Mit dem A330-300, von dem man bis im Frühjahr 2011 zehn Stück anschaffen will, und den Bombardier-Jets der C-Serie (Jumbolino-Ersatz ab 2014) wird die Belärmung abnehmen.
Bei der IG pro Zürich 12 vermutet man, dass der Entscheid zur Staffelung nicht zuletzt auf Druck der Swiss zustande kam. Sie hätte kein Verständnis, so heisst es im Schreiben der IG, wenn die Bevorzugung des Hub-Carriers auf Kosten der Bevölkerung ginge.
Swiss: «Keine Druckversuche»
Die Flughafen Zürich AG und die Swiss zeigen sich zum Thema wenig auskunftsfreudig. Flughafen-Sprecherin Sonja Zöchling erklärt, zur Traktandenliste der Verwaltungsratssitzungen gebe man keine Auskunft. Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek bestreitet, dass die Gesellschaft Druck auf den Flughafen ausübe. Die Swiss wisse gar nicht, wie die neue Gebührenverordnung aussehen solle, meint Ptassek: «Von daher können wir auch nichts sagen.»