Bern Zürich sieht sich gerne als Motor der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung des Landes. Doch jetzt riskiert der Kanton, das Rennen um die wirtschaftlich wichtige Ansiedlung von Forschungs- und Produktionsstätten im Bereich der neuen Technologien gegen das als «Landwirtschafts- und Beamtenkanton» verschrieene Bern zu verlieren.
Das Areal des bald verlassenen Militärflugplatzes Dübendorf ist seit Jahren als Herzstück des vom Bund geförderten nationalen Innovationsparks vorgesehen; wegen des Desinteresses des Kantons wurde er aber nicht realisiert. Nun handelt Bern. Am Mittwoch beschloss die Regierung, sich mit Biel als Standort für den «Swiss Innovation Park» zu bewerben, wie Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher bestätigt.
Das Projekt in Biel ist ambitiös. Auf einer Fläche von 200 000 m2 soll der Campus der Fachhochschule entstehen und als Kern des Parks ein Forschungszentrum angesiedelt werden. Unbestätigt sind Verhandlungen mit der Swatch Group, die ihre Forschungstätigkeit in Biel konzentrieren soll.
Der Rest des Geländes soll bei Firmen oder Forschungsinstituten vermarktet werden. Rickenbacher: «In der Präzisions- und Medizinaltechnik ist Bern schon jetzt führend. Wir haben gute Chancen, ein Innovationszentrum zu werden.» Zusammen mit der Stadt Biel lässt man jetzt eine Machbarkeitsstudie ausarbeiten, die den Innovationspark Biel weiter vorantreiben soll.
Offiziell gilt Biel als «Ergänzung zu Dübendorf, das als Kernstück des Innovationsparks Schweiz gedacht war, weil nur dort der Bund ein genügend grosses Areal besitzt. Jetzt könnte Biel anstelle der Flugplatzgemeinde treten.
Rita Fuhrer und ihre Flieger sind die grossen Bremser
Biel hat sich den Vorteil verschafft, weil die Berner Regierung bereit ist, selbst Land zu beschaffen, das der Kanton dann zusammen mit dem Bund zur Verfügung stellen könnte. Man prüft derzeit drei bis vier Areale, die der Stadt Biel oder den SBB gehören. «Im Innovationswettrennen muss man schnell sein», sagt SP-Regierungsrat Rickenbacher.
Ruedi Noser, Zürcher FDP-Nationalrat und mit dem Verein Forschung Schweiz Promotor des Innovationsparks, lobt das «innovative Berner Vorgehen» und kritisiert Zürich. «Bern ist einmal mehr schneller als sein Ruf und überrascht positiv. Zürich dagegen lässt sich viel zu viel Zeit.»
Noser hofft, dass sich jetzt auch die Zürcher Regierung bewegen wird. Dort, so klagen Politiker, bremse aber ausgerechnet Volkswirtschaftsdirektorin Rita Fuhrer, auch Stiftungsratspräsidentin des Fliegermuseums, weil sie der ihr nahestehenden Fliegerlobby den Flugplatz erhalten möchte.
Nicht zum ersten Mal bringt die Berner Wirtschaftsförderung Zürich unter Druck. Im Herbst 2009 wollte der Kanton Zürich Bern verbieten, in der Limmatstadt Standortreklame zu machen. Bern liess sich nicht beeindrucken und versucht weiterhin, Firmen von Zürich nach Bern zu holen.
siehe auch (bzw. vergleiche):
Kantonsräte wollen Prestigeprojekt nicht an Biel verlieren (TA)