Zwar sind die Zeiten der nationalen staatlichen Prestige-Fluggesellschaften vorbei. Doch die Piloten sind noch immer die Hätschelkinder der Verkehrspolitiker. Sie steuern damit in die falsche Richtung: Kein Verkehrsmittel belastet die Umwelt so stark wie die Luftfahrt, dennoch genießt sie üppige Privilegien. Zwei Beispiele: Für ihren Treibstoff müssen Airlines keine Mineralölsteuer zahlen - allein dadurch entgehen der deutschen Staatskasse jährlich sieben Milliarden Euro. Bei grenzüberschreitenden Verbindungen via Jet fällt keine Mehrwertsteuer an, bei Bahnfahrten in ein anderes Land aber sehr wohl. All das hat den Boom der Branche befeuert, hat Geschäftsmodelle ermöglicht, die eigentlich nicht tragfähig wären.
Ganz fatal haben zusätzliche Hilfen von öffentlichen Betreibern regionaler Flughäfen für Billigflieger gewirkt. Ryanair und Co. werden unter anderem bei Start- und Landegebühren und bei Bodendiensten großzügige Konditionen gewährt. Das machte Dumpingangebote vieler Low Cost Carrier erst möglich, die einen gnadenlosen Preiskampf inszeniert haben - das hat die Branche extrem anfällig gemacht, was jetzt viele Jobs kostet.
Es geht nicht darum, das Fliegen zu verbieten. Aber es gibt noch genug Strecken, wo es unter Einbeziehung aller Faktoren effizienter ist, mit der Bahn zu fahren - insbesondere bei Verbindungen zwischen den Metropolen auf dem europäischen Festland. Voraussetzung ist ein fairer Wettbewerb zwischen den Verkehrssystemen. Doch das nächste Privileg soll 2012 via Emissionshandel kommen: Bislang ist geplant, dass die Bahn die Verschmutzungsrechte komplett erwerben muss, Airlines sollen aber nur für 15 Prozent der Zertifikate zahlen, den Rest will die EU ihnen kostenlos zuteilen. Eine Gleichbehandlung muss her, ebenso wie eine Kerosinsteuer. Das stärkt die Bahn, schafft robustere Geschäftsmodelle und viele neue Jobs.
Von Frank-Thomas Wenzel