Drei Varianten für den künftigen Betrieb des Flughafens Zürich hatte der Bund diesen Herbst vorgeschlagen. Nun doppelt Bern nach: alle drei Varianten bilden die Basis für den Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL). Klar ist, dass mit Deutschland das Anflugverfahren neu verhandelt werden muss.
uhg./(sda) Wohl selten haben technische Abkürzungen wie SIL, «E DVO» oder «J optimiert» die Gemüter derart in Wallung versetzt wie in der seit Jahren andauernden Diskussion rund um den künftigen Betrieb des Flughafens Zürich. Nun hat sich das zuständige Bundesdepartement Uvek unter Bundesrat Moritz Leuenberger dafür entschieden, alle drei Betriebsvarianten aus dem SIL-Koordinationsprozess in das sogenannte Objektblatt aufzunehmen.
Laut einer Medienmitteilung soll der Entscheid einen Ausgleich zwischen den Interessen des Flughafens und der vom Fluglärm belasteten Bevölkerung darstellen. Knacknuss ist dabei natürlich die Frage, wie weit Deutschland bei einer künftigen Regelung der Benutzung des süddeutschen Luftraums entgegenkommen wird. Eine auch von Deutschland akzeptierte Untersuchung hatte Ende Oktober ergeben, dass der Flugverkehr von und nach Zürich in Süddeutschland zu keinen Grenzwertüberschreitungen führt – selbst wenn das alte Flugregime vor 2001 wieder zur Anwendung käme.
Die Schweiz und Deutschland nehmen daher im kommenden Jahr einen neuen Anlauf bei den Verhandlungen über den künftigen Betrieb am Flughafen Zürich. Die Schweiz möchte erreichen, dass der Flughafen zwischen 6 und 7 Uhr morgens von Norden her angeflogen werden kann.
Das Ziel der kommenden Verhandlungen sei eine Lockerung der deutschen Restriktionen bei den Nordanflügen, sagte der Direktor des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL), Peter Müller, am Dienstag vor den Medien in Bern. Was die Schweiz im Gegenzug anbietet, ist offen. Die Details seien vertraulich, sagte der BAZL-Direktor.
Der Bund unterstützt einerseits die Betriebsvariante «E optimiert», die auf dem bestehenden Pistensystem und dem früher praktizierten Nordbetrieb basiert. Die Variante «J optimiert» basiert dagegen auf einer Kombination von Nord-und Ostbetrieb und würde am wenigsten Lärmbetroffene aufweisen. Für diese Variante müsste aber die Westpiste 10/28 verlängert werden.
Gekröpfter Nordanflug bleibt als Option
Solange keine neue Regelung mit Deutschland vorliegt, wird die Variante «E DVO» zur Anwendung kommen, die die deutschen Sperrzeiten einhält. Der gekröpfte Nordanflug bleibt in dieser Variante als Option erhalten, sofern er die Anforderungen an die Sicherheit und Kapazität erfüllen kann.
Für Unmut im Süden dürfte der Entscheid sorgen, bei Bisenlage und Nebel jährlich bis zu 1000 Starts in Richtung Süden geradeaus zu erlauben. Damit soll laut Uvek die Stabilität und Sicherheit des täglichen Betriebs auf dem Flughafen sicher gestellt sein. Weitere solcher Starts sollen aber nicht zur Stärkung der Flughafenkapazität dienen, wie es die Swiss und der Flughafen gefordert hatten.
NZZ, 15.12.2009siehe auch:
Ende eines Lügenmarathon (VFSN)
Ohne rechtsverbindliche Garantien keine Südstarts, auch nicht in Ausnahmesituationen (Fluglärmforum Süd)
Südschneise: Bald Ruhe am Morgen? (20min)
Der Bund sucht am Flughafen den Ausgleich (NZZ)
SIL-Prozess Flughafen Zürich: alle drei Betriebsvarianten bilden Basis für Objektblatt (BAZL)