Von Nina Santner Dübendorf. – Wenn eine Utopie im Emirat Abu Dhabi Wirklichkeit werden kann, dann sollte das auch auf dem Flugplatz Dübendorf möglich sein, findet Nick Beglinger. Er war als Partner der Zürcher Firma Maxmakers in die Planung der weltweit ersten Stadt involviert, die ihren Strombedarf selber deckt, ohne Autos auskommt, keinen Abfall produziert und ihren verbleibenden Ausstoss von Kohlendioxid vollständig kompensiert. Maxmakers hat drei Jahre lang die Regierung des Emirats Abu Dhabi in Strategie- und Finanzfragen beraten.
Die Ökostadt namens Masdar City vor den Toren Abu Dhabis am Persischen Golf ist heute keine Utopie mehr. Im Februar 2008 fuhren die ersten Bagger auf, und nun wird für 25 Milliarden US-Dollar gebaut (TA vom 30. Oktober). Die Stadt umfasst einen Forschungs- und Innovationspark, schon in einem Jahr sollen die ersten 120 Studenten ihr Nachdiplomstudium beginnen. Ab 2016 sollen dort 50000 Menschen leben und weitere 40000 zur Arbeit pendeln. Rund 150 Unternehmen gehören dem Netzwerk von Masdar an. Interesse hat auch die örtliche Schweizer Botschaft angemeldet, die nach Masdar City ziehen will. Sie soll aber nicht nur ein Botschaftsgebäude erbauen, sondern gleich auch 20 Unternehmen mitbringen und ein «Swiss Village» entstehen lassen.
Ziörjen: «Das ist Gigantismus»
Noch eine Utopie ist das Schwesterprojekt auf dem Flugplatz Dübendorf. Nick Beglinger wirbt dafür unter dem Namen Nachhaltigkeits-Hub Zürich. 2007 wurde dafür der Verein SSI – Swiss Sustainability Initiative – gegründet, dem auch der WWF angehört. Eine solche Öko-Stadt sieht Beglinger als Teil einer Schweizer Strategie, sich international als NachhaltigkeitsLeader zu positionieren.
Er konkurrenziert damit die Idee des Innovationsparks, die der Zürcher FDP-Nationalrat Ruedi Noser propagiert. Er sieht vor, dass ein Innovationspark entstehen soll, wenn das Militär seinen Betrieb auf dem Flugplatz Dübendorf 2014 einstellt. «Ich begrüsse Beglingers Initiative», sagt Noser zum Nachhaltigkeits-Hub, den er nicht in erster Linie als Konkurrenz wahrnehmen will. Ein Innovationspark, wie er ihn für den Flugplatz vorsehe und der auch vom Dübendorfer Stadtrat unterstützt werde, schliesse die nachhaltige Erschliessung des Geländes nicht aus. Gleicher Meinung ist Dübendorfs Stadtpräsident Lothar Ziörjen (DP): «Das Areal muss völlig neu erschlossen werden. Deshalb war von Anfang an klar, dass alles in Richtung Innovation und ökologische Bauweise gehen muss.» Ziörjen, der im Spätherbst von Beglingers Projekt erfahren hat, kritisiert dessen Ideen aber als naiv. «Was er betreibt, ist Gigantismus. Man kann nicht einfach die Ideen aus der Wüste hier rüberkopieren. » Die politischen Verhältnisse seien ganz andere, auch die Grössenordnungen liessen sich nicht vergleichen. Masdar City wird auf einem sechs Quadratkilometer grossen Stück Land gebaut, der Flugplatz umfasst 265 Hektaren. Zudem könne auch nicht das ganze Gelände überbaut werden. Vorgesehen sei, so Ziörjen, dass ein Drittel überbaut würde und zwei Drittel für Vernetzungsprojekte mit der Natur und mit den angrenzenden Gemeinden zur Verfügung stünden.
Nick Beglinger weibelt derzeit weiter für seine Idee. Er wird in der Delegation mit Bundesrat Moritz Leuenberger nächste Woche am World Future Energy Summit in Abu Dhabi teilnehmen und am 29. Januar den Nachhaltigkeits-Hub einem interessierten Publikum an der ETH Zürich vorstellen.
Eine nächste Weiche wird der Zürcher Regierungsrat stellen, denn er evaluiert derzeit mögliche Ideen für das Flughafenareal in der Zeit nach 2014. Spätestens Ende 2009 soll beschlossen werden, welche Idee weiterverfolgt werden soll.