Von Stefan Häne
Die Wirtschaftskrise hinterlässt bei Skyguide Spuren: «Es sieht nicht gut aus», sagte Skyguide-Chef Daniel Weder gestern vor den Medien. Rund zwei Drittel seiner Erträge – dieses Jahr zirka 370 Millionen Franken – generiert das Schweizer Flugsicherungsunternehmen aus den Gebühren von Überflügen. Deren Zahl sei in den letzten zwei Monaten gesunken. Aufgrund der prognostizierten Verkehrsentwicklung sieht sich Skyguide gezwungen, das Budget 2009 um 10 Millionen Franken zu entschlacken.
Zu Entlassungen unter den rund 1400 Mitarbeitenden werde es aber nicht kommen, versicherte Weder. Wo genau Skyguide den Sparstift ansetzen wird, ist noch nicht klar. Möglicherweise werde man nach Abgängen «die eine oder andere Stelle» nicht mehr neu besetzen oder die «hohe Zahl» von 90 externen Beratern reduzieren. Weder sprach zudem von Projekten, die es zurückzustellen gelte.
Steuer auf Kerosin für Strassenbau
Skyguide steht unter beträchtlichem Kostendruck. 2007 betrug das Defizit 19 Millionen Franken; bis 2012 wird der Verlust auf 107 Millionen Franken anwachsen. Denn unabhängig von der aktuellen Entwicklung leidet das Unternehmen unter einer strukturellen Einnahmelücke. So überwacht Skyguide im grenznahen Ausland fast gleich viel Luftraum wie in der Schweiz, wird für diese Aufgabe aber nicht ausreichend entschädigt. Für den Luftraum in Süddeutschland beispielsweise erhält Skyguide nur einen Teil der 30 Millionen Franken, die für dessen Überwachung an Kosten anfallen. Weder hofft in dieser Frage auf einen finanziellen Zustupf des Bundes, der über 99 Prozent der Aktien an Skyguide hält. Eine neue Einnahmequelle ergibt sich womöglich aus den Plänen des Bundesrats, Steuererträge auf Flugtreibstoffen künftig der Luftfahrt und nicht mehr dem Strassenverkehr zukommen zu lassen. Auf diese Weise liesse sich laut Weder die Unterdeckung teilweise schliessen.
Bleiben die skizzierten Finanzströme aus, muss Skyguide laut Weder die im internationalen Vergleich bereits heute hohen Überflugtaxen weiter anheben; dies würde die Wettbewerbsfähigkeit schmälern und Swiss-Chef Christoph Franz weitere Nahrung für Kritik an der Preispolitik von Skyguide liefern. Dieses Szenario will Weder vermeiden. Höhere Taxen, so machte er klar, liefen zudem den Bestrebungen zuwider, sich in Europa als «treibende Kraft» in der Entwicklung eines einheitlichen europäischen Luftraums («Single European Sky») zu positionieren.
Flugsicherung bald nur noch in Genf?
In diesem Zusammenhang prüft Skyguide die Konzentration der Flugsicherung für den gesamten Schweizer Luftraum auf ein einziges Kontrollzentrum. Damit will Skyguide im Hinblick auf die Kooperation mit anderen Flugsicherungsfirmen seine Position stärken. Zur Diskussion stehen unter anderem Projekte mit einem einzigen Kontrollzentrum in Genf, in Zürich oder an einem neuen Standort.