Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) entscheidet in wenigen Wochen über den gekröpften Nordanflug. «Noch im Frühjahr», bestätigt Sprecher Daniel Göhring. Das neue Anflugverfahren lancierte die Flughafenbetreiberin Unique, um die politisch heiss umstrittenen Südanflüge zu reduzieren. Doch der «Gekröpfte» ist ebenso umstritten.
Das Problem: Ein anspruchsvolles Streckenstück muss auf Sicht geflogen werden. Jetzt machen Piloten und Fluglotsen ihrer Besorgnis erstmals Luft. Aeropers «lehnt den gekröpften Nordanflug strikte ab». Die Umstellung «verschlechtert die Flugsicherheit», schreibt der Verband Schweizer Linienpiloten in einem Communiqué, das SonntagsBlick exklusiv vorliegt. «Der Gekröpfte ist klar ein Rückschritt gegenüber dem üblichen Verfahren», sagt Pilotensprecher Peter Schmid.
Sicherheitsbedenken haben auch die Fluglotsen. Der Gekröpfte stelle «vor allem ortsunkundige Piloten nach einem langen Nachtflug vor grosse Herausforderungen», erklärt Aerocontrol, der Verband der Flugverkehrsleiter. Die neue Linienführung erfordere zudem «eine aussergewöhnlich hohe Aufmerksamkeit der Flugverkehrsleiter» und schränke deren «Handlungsspielraum erheblich ein».
Airline-Experte Sepp Moser hat Verständnis für die Bedenken der Flugprofis: «Der Gekröpfte ist ein klarer Rückschritt, was die Sicherheit angeht. Zürich ersetzt ein weltweit standardisiertes, sehr sicheres Anflugverfahren durch ein spezifisches mit viel weniger Sicherheitsmargen.»
Was die Berufsverbände besonders stört: Das neue Anflugregime ist politisch motiviert. «Die Flugsicherheit wird klar der Lärmproblematik untergeordnet», kritisiert Aeropers-Sprecher Peter Schmid. «Wir sind nicht länger bereit, die alleinige Verantwortung für risikobehaftete, politische Konzepte zu übernehmen», warnt Aerocontrol-Sprecher Mario Winiger. Im Falle einer Einführung prüfen Flugverkehrsleiter und Piloten bereits allfällige «Eskalationsszenarien». An welche Massnahmen sie dabei denken, ist noch nicht bekannt.
Die Verantwortlichen der Flughafenbetreiberin Unique halten dagegen. «Sicherheit hat am Flughafen Zürich oberste Priorität», so Unique-Sprecher Marc Rauch. Die beim Bazl eingereichten Unterlagen enthielten auch eine Sicherheitsprüfung durch Experten von Skyguide und Unique. Rauch: «Wir betrachten den ‹Gekröpften› als sicher.» Der Ball liegt nun beim Flugamt in Bern.
siehe auch:
Medienmitteilung: Instrumentalisierter Pilotenverband (VFSN)
Die 180-Grad-Kurve der Aeropers (VFSN)