Die optimierten Betriebsvarianten für den Flughafen treffen im Süden auf wenig Gegenliebe. Optimiert worden seien nur die erreichbaren Kapazitäten.
Max Hugelshofer
Anfang Februar hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) die optimierten Betriebsvarianten für den Flughafen Kloten der Öffentlichkeit vorgestellt. Am Montag hat die Konsultative Konferenz mit Vertretern aller Bezirke des Kantons getagt und Stellungnahmen zu den neuen Vorschlägen zum Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) gesammelt. Eine «geschützte Werkstatt» sei dies gewesen, sagt Richard Hirt, Gemeindepräsident von Fällanden und Präsident des Fluglärmforums Süd am Dienstag an einer Medienkonferenz in Zürich. «Jeder weiss im Voraus, wer was sagen wird, deshalb sind alle ganz nett zueinander», sagt er.
Dabei sei aber eine grosse Gefahr für den Süden komplett untergegangen. Alle vorgeschlagenen Betriebsvarianten sehen nämlich auch Starts nach Süden vor, bei denen die Flugzeuge nicht sehr rasch nach links abbiegen (Left Turn), sondern geradeaus nach Süden weiterfliegen (Straight). Diese Starts würden die Gemeinden im Süden zusätzlich beschallen.
Thomas Morf, Präsident des Vereins Flugschneise Süd - Nein (VFSN) warnte vor einer allfälligen Aufnahme der Straight-Starts in den SIL. «Wenn Herr Cron vom Bazl heute sagt, dass die Südstarts nur bei schlechten Wetterbedingungen zum Einsatz kämen, dann ist das nicht verbindlich.» Falls die Südstarts erst einmal im SIL aufgenommen wären, sei der Mist geführt, sagte er. Das Wie und Wann werde dann in Betriebsreglementen festgelegt, gegen die man sich kaum mehr wehren könne.
Hohe Kapazitäten
Doch nicht nur die Südstarts stossen auf wenig Gegenliebe. Grundsätzlich lassen die Vertreter aus dem Süden des Flughafens kaum ein gutes Haar an den optimierten Varianten. «Optimiert worden sind einzig die damit erreichbaren höheren Kapazitäten», sagt Hirt. So liege etwa die jetzige Variante «A optimiert» ziemlich genau auf dem Niveau der früher verworfenen Varianten C und F, die eine Abwicklung von über 350 000 Flugbewegungen pro Jahr ermöglichen würden.
Auch Lothar Ziörjen, Stadtpräsident von Dübendorf, kann mit den optimierten Varianten nichts anfangen. «Völlig unverständlich ist, dass die Südanflüge bereits als gesetzt betrachtet werden, obschon diesbezüglich noch keine Entscheide getroffen worden sind», sagt er.
Die geplanten Straight-Starts seien etwas, womit niemand gerechnet habe. «So wird ein flächendeckender Lärmteppich über den gesamten Süden gelegt», sagt er. Verschärft werde die Situation dadurch, dass sich die Piloten ab einer Höhe von 5000 Fuss nicht mehr an die vorgegebenen Routen halten müssen und ihr Ziel direkt ansteuern können.
Auf Straight verzichten
Ziörjen fordert den Regierungsrat im Namen der Gemeinden im Süden dazu auf, den optimierten Varianten eine Abfuhr zu erteilen und somit auf den Straight-Abflug und auf eine raumplanerische Sicherung für eine Parallelpiste zu verzichten. «Nur so kann verhindert werden, dass die Konsultative Konferenz zur Farce gemacht wird», sagt Ziörjen. Wie viele Chancen seine Forderung habe, könne er schlecht abschätzen, sagt der Stadtpräsident. «Einerseits hat sich Regierungsrätin Rita Fuhrer wohl schon eine Meinung gemacht, andererseits entscheidet sie ja nicht allein, und wir vertreten einen grossen Teil der Zürcher Bevölkerung.»
Vorschläge für Südabflüge abgelehnt
Maur. – Der Gemeinderat wehrt sich zusammen mit den Gemeinden des Fluglärmforums gegen die zusätzliche Öffnung des Südens für Starts. Er hat die ablehnende Haltung des Bezirks Uster an der Konsultativen Konferenz der Volkswirtschaftsdirektion vom 10. März unterstützt. Die Resultate des Verfahrens zur Variantenoptimierung werden klar zurückgewiesen und Kanton sowie Bund aufgefordert, den SILProzess so lange zu sistieren, bis mit Deutschland eine neue Vereinbarung bezüglich der An- und Abflüge über süddeutsches Gebiet gefunden ist. Nicht verstehen kann der Maurmer Gemeinderat, dass im Planungsprozess für den Betrieb des Flughafens neu auch Abflugrouten gegen Süden vorgesehen sind und sich die Planung nur darauf beschränkt, die Kapazität zu erhöhen, was für die vom Fluglärm betroffene Bevölkerung eine massive Verschlechterung mit sich bringe. (gau)
Tages-Anzeiger, 14.03.2008, Regionalteil Oberland, Seite 73