Rund 100\'000 Menschen sind in Genf direkt Fluglärm ausgesetzt. Nun ist eine kantonale Initiative zustande gekommen.
Rund 600 Flugbewegungen sind es an Ferienwochenenden pro Tag. Am Genfer Flughafen herrscht aber nicht nur während den Sommerferien, sondern auch während den Ski- und Osterferien Hochbetrieb, erklärt Flughafen-Direktor André Schneider: «Historisch und geografisch sind wir nahe an vielen Skigebieten, sei es in den Schweizer oder französischen Alpen.» Dies ziehe viele Skitouristen an.
Dass der Lärm in den Wintermonaten als besonders störend wahrgenommen werde, glaubt Schneider hingegen nicht. Auch wenn die Tage kürzer sind, die Leute tendenziell früher zu Bett gehen und weniger oft als im Sommer selbst in den Ferien sind. «Für die Leute, die wirklich unter dem Lärm leiden, macht das keinen grossen Unterschied. Wir müssen etwas tun, um diese Lärmbelastung zu senken.»
Der Flughafen-Direktor spürt den politischen Druck. Ende letzten Jahres hat der Bund den Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) für den Genfer Flughafen ratifiziert. Dieses Papier legt den Rahmen der Flughafennutzung fest und prognostiziert bis 2030 25 Millionen Passagiere pro Jahr, also rund acht Millionen mehr als heute.
Mitreden konnten auch der Kanton Genf und die schweizerisch-französische Anwohnervereinigung. Zum ersten Mal ist in diesem Rahmenpapier auch eine Lärmkurve enthalten. Sie setzt Grenzwerte, die trotz zunehmender Passagierzahlen nicht überschritten werden sollen.
Vielen Genferinnen und Genfern reicht dies nicht. Eine Initiative will den zunehmenden Flugverkehr drastisch limitieren. Die Grüne Kantonsparlamentarierin Isabelle Pasquier betont, es sei nötig ein Gleichgewicht zu finden: «Es braucht eine Balance zwischen den wirtschaftlichen und touristischen Bedürfnissen des Flughafens für Genf und den Anliegen der Anwohnerinnen und Anwohnern.»
Weniger Lärm trotz mehr Passagieren?
Der Gegenvorschlag der Regierung hält sich mehrheitlich an die Vorgaben, die im Rahmenpapier festgehalten sind. Dafür macht sich FDP-Parlamentarier Jacques Béné stark. Er betont, dass die Lärmbelastung trotz zunehmender Passagierzahlen bis 2030 reduziert werden soll.
Flughafen-Direktor Schneider erklärt anhand der aktuellen Zahlen, wie dies möglich ist. Denn trotz mehr Passagieren gab es letztes Jahr weniger Flugbewegungen: «Wir sind eine Punkt-zu-Punkt-Plattform und kein Hub wie Zürich. Deshalb sind die Fluggesellschaften eher interessiert daran, grössere Flugzeuge zu bringen oder die Flüge voller zu machen.»
Es gebe zudem bereits jetzt ein ganzes Massnahmenpaket, um den Lärm zu reduzieren. Zum Beispiel mit einem finanziellen Anreiz für die Fluggesellschaften, mit den modernsten und entsprechend leiseren Maschinen nach Genf zu fliegen: Wer spätabends mit einem lärmigen Flugzeug ankomme, zahle höhere Gebühren.
Abstimmung am Ende des Jahres
Die Massnahmen überzeugen betroffene Anwohnerinnen und Anwohner aber nicht. Schneider ist sich der Lärmproblematik bewusst. Er will nicht nur den Lärm, sondern auch das Konfliktpotenzial zwischen den vom Lärm Betroffenen, dem Kanton und dem Bund reduzieren: «Wir müssen aufzeigen, dass wir schon heute die Mechanismen in der Hand haben und umsetzen, die Antworten auf ihre Fragen geben.»
Trotzdem: Fragen rund um den Lärm wird es noch viele geben und auch Antworten. Voraussichtlich noch dieses Jahr werden die Genferinnen und Genfer über die Initiative und den Gegenvorschlag abstimmen.