von Stefan Ehrbar
Der Flughafen Zürich darf am Abend keine neuen Flüge planen. Das hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) im Sommer entschieden, um «die übermässige Lärmbelastung in der Nacht nicht weiter ansteigen zu lassen». Das hat Konsequenzen: Wie der Flughafen in einer eigenen Zeitschrift schreibt, könnten «nachgefragte und bereits geplante neue Flugverbindungen nach Südamerika nun nicht angeboten werden».
Flughafen-Sprecherin Sonja Zöchling sagt, der Flughafen führe in Lateinamerika regelmässig Gespräche mit Airlines, die Interesse an einer Verbindung nach Zürich bekunden. Das, weil der Flughafen Zürich in Lateinamerika an verschiedenen Flughäfen beteiligt ist. Diese befinden sich in Brasilien und Chile. Die Airlines seien darauf angewiesen, in den für Langstreckenflüge wichtigen Randstunden abends einen entsprechenden Slot, also eine Lande- respektive Starterlaubnis, zugeteilt zu bekommen.
«Zürich ist für diese Airlines nicht attraktiv»
«Mit der Plafonierung der Slots durch das Bazl ist es für diese Fluggesellschaften nicht attraktiv, Zürich in ihr Streckennetz aufzunehmen», sagt Zöchling. Für den Flughafen selbst habe das zwar keine direkten Konsequenzen. Es bedeute aber, dass ein Aufbau von Langstreckenverbindungen zu diesen Zeiten vorerst nicht mehr möglich sei. «Das Nachsehen hat der Markt, sprich die Passagiere», erklärt Zöchling.
Wegen der Verfügung des Bazl darf der Flughafen ab nächstem Jahr keine neuen Landungen ab 21 Uhr und keine weiteren Starts ab 22.20 Uhr mehr bewilligen. Bazl-Sprecher Urs Holderegger sagt, von der Plafonierung könnten neue Verbindungen nach Südamerika betroffen sein. Eine Fluggesellschaft oder Allianz könne aber einen Slot für eine Europastrecke gegen einen Langstreckenflug eintauschen, wenn das in ihrem Interesse liege.
Muss Bundesgericht entscheiden?
Bis der Flughafen Zürich zusätzliche Flüge am Abend einplanen kann, kann noch einige Zeit vergehen. Einerseits verlangte der Flughafen vom Bazl neue Lärmkurven, die auf aktuellen Berechnungen beruhen. Diese hat der Flughafen der Behörde bereits vorgelegt. Während der Einsprachefrist, die am Dienstag zu Ende ging, sind laut Holderegger «praktisch keine» Einsprachen eingegangen.Sie dürften deshalb bald bewilligt werden.
Andererseits muss der Flughafen aber auch die Situation am Abend in den Griff bekommen. Dann sind viele Flugzeuge verspätet. Dazu muss er selbst einige Massnahmen umsetzen, andererseits ist er auf neue Möglichkeiten, die er mit dem neuen Betriebsreglement 2014 erhält, angewiesen. Es ist aber davon auszugehen, dass gegen dieses vor dem Bundesverwaltungsgericht Klage von Einsprechern erhoben wird und sich der Prozess deshalb weiter verzögert. Danach ist der Gang vors Bundesgericht möglich.