Passend inmitten «fliegender Kisten» aus den Anfängen der Aviatik und neben Flugabwehrgeschützen feiern die Sieger im Airforce-Center von Dübendorf. Anfänglich von vielen belächelt, erzielte ihr gemeinsames Konzept für einen «historischen Flugplatz mit Werkflügen» am Sonntag in Dübendorf, Volketswil und Wangen-Brüttisellen klare Mehrheiten. «Das zeigt, zu was man fähig ist, wenn man zusammenhält», sagte der im nächsten Frühling abtretende Dübendorfer Stadtpräsident Lothar Ziörjen.
Zustimmung von 60 Prozent
Damit stellt sich die Region gegen die Pläne des Bundes, den Flugplatz Dübendorf für die Geschäftsfliegerei zu öffnen, die am Flughafen Zürich allmählich verdrängt zu werden droht. Das Konzept der Gemeinden sieht vor, dass die Ju-Air, aber auch die Rega und der Helikopterstützpunkt der Armee bleiben können. Zusätzlich soll der Flugplatz Betrieben offenstehen, die Maschinen warten oder ausrüsten. Ausgeschlossen sind jedoch Business-Jets und Sportflugzeuge, die Anzahl der Flüge soll auf 20 000 im Jahr begrenzt werden, der Betrieb tagsüber auf Montag bis Freitag.
In Dübendorf, wo die SVP für ein Nein eintrat, sagten knapp 58 Prozent der Stimmenden dazu Ja. In Volketswil, das am östlichen Ende der Piste vom Fluglärm stark betroffen ist, nahmen gut 70 Prozent das Konzept an, in Wangen-Brüttisellen gar 74 Prozent. Insgesamt resultierte eine Zustimmung von etwas mehr als 60 Prozent. Damit ist der Weg frei, um eine gemeinsame Aktiengesellschaft zu bilden. Mit dem Ja erklären sich die Stimmenden bereit, ein Defizit von 1,3 Millionen Franken im Jahr zu tragen.
Bund hält an seinen Plänen fest
Für den Dübendorfer Finanzvorstand Martin Bäumle ist das Konzept wirtschaftlich sinnvoll. Durch die Begrenzung des Fluglärms bleibe die Wohnqualität erhalten. Das mache unter dem Strich die Investition der Gemeinden mehr als wett. Dass diese jegliche Fliegerei in Dübendorf verhindern wollten, sei Unsinn, sagte Bäumle. Sie hätten eine verträgliche Lösung als Kompromiss vorgeschlagen, die nun eine Mehrheit erhalten habe.
In Bern nahm man den Ausgang der Abstimmung zur Kenntnis. Das bedeute nicht, dass der Bund seine Pläne für den Flugplatz Dübendorf aufgebe, sagte auf Anfrage Urs Holderegger, Sprecher des Bundesamtes für Zivilluftfahrt. Wichtig sei das Interesse des ganzen Wirtschaftsraums Zürich. Das Konzept der Gemeinden biete keine Lösung für die Geschäftsfliegerei.
Für die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion ist entscheidend, wie der Bund reagiert. Dass er am Business-Airport festhalten will, überrascht hier nicht, habe der Bundesrat doch bereits verbindliches Planungsrecht geschaffen. Auch der Kantons- und der Regierungsrat hätten sich für die zivilaviatische Nutzung des Flugplatzes ausgesprochen, heisst es in der schriftlichen Antwort. Die Rolle des Kantons habe sich nicht geändert.
Das sehen die Sieger anders. Nun sei der Bund mit einem Basisentscheid konfrontiert, sagte Lothar Ziörjen. Er will aber nicht direkt mit den zuständigen Stellen in Bern reden, sondern den korrekten Weg über den Kanton beschreiten. Ziörjen erwartet, dass der Regierungsrat nun für das Konzept der Gemeinden einsteht, und will Regierungsrätin Carmen Walker Späh ins Boot holen.
Startschuss für den Innovationspark
Verlierer sind auch die Dübendorfer SVP und das Forum Flugplatz Dübendorf. Dessen Präsident, SVP-Gemeinderat Patrick Walder, räumte ein, der Ausgang sei ohne Wenn und Aber zu akzeptieren. Das gilt auch für die zweite Abstimmung über die neue Gewerbezone «Flugplatzrand», der die Dübendorfer mit 58 Prozent zugestimmt haben. Der Gegner Walder sieht darin den «Startschuss für den Innovationspark». Dieser darf nun in den leeren Hangars neben Hochschulinstituten auch Gewerbebetriebe unterbringen.