Im Februar 2016 kommt es am Flughafen Zürich zu einem schweren Vorfall. Sieben Gepäckwagen rollen auf eine Landepiste und verursachen fast einen Crash mit einer landenden Maschine.
von Florian Schoop
Es ist ein äusserst windiger und regnerischer Tag, als es am 9. Februar 2016 am Flughafen Zürich fast zur Katastrophe kommt. Eine Kaltfront mit starken Böen überquert gerade die Schweiz. Auf dem Alarmsystem des Flughafens leuchtet eine Sturmwarnung auf. Um 19 Uhr 19 bemerkt das Bodenpersonal erstmals, dass diverse Gepäckwagen wegen des Windes wegrollen. Mitarbeiter sichern daraufhin mehrere der sogenannten Trolleys. Sie stellen eine Reihe von sieben aneinandergehängten Gepäckwagen quer vor einen Standplatz, um ein Wegrollen von anderen Trolleys zu verhindern.
Doch das geht ins Auge: Um 22 Uhr 23 landet eine Maschine der Finnair auf der Piste 28. Nur eine Minute später bemerkt das Bodenpersonal, dass hinter ihnen die sieben aneinandergereihten Gepäckwagen wie von Geisterhand davonrollen. Mit hoher Geschwindigkeit treibt sie der starke Wind in Richtung Piste 28. Das Personal versucht noch, die Trolleys einzuholen und anzuhalten. Doch vergebens. Die sieben Wagen rollen auf die Piste.
Ein Mitarbeiter hat in der Zwischenzeit den Tower alarmiert. Die Mitarbeiter des Towers können aber die Trolleys nicht eindeutig ausmachen. Sie nehmen deshalb Kontakt auf mit der Ground Control. Doch auch dort können die Gepäckwagen nicht entdeckt werden. Die Sicht ist aufgrund der Dunkelheit und des Regens zu schlecht. Inzwischen überqueren die Trolleys ungehindert die Piste 28 und kommen am gegenüberliegenden Ende zum Stehen.
Die Zeit drängt. Gerade befindet sich ein Jumbolino der Swiss im Endanflug auf die Piste 28. Um 22 Uhr 25 landet das Flugzeug – mit einem Abstand von rund 15 Metern zu den Trolleys. Kurz darauf wird die Piste für den Flugverkehr gesperrt. Eine Maschine der British Airways, die sich im Endanflug befindet, erhält vom Tower die Anweisung durchzustarten. Die sieben Gepäckwagen werden nach der Landung des Flugzeugs ineinander verkeilt am Rand der Piste vorgefunden. Die Deichsel des letzten Wagens ist nach oben arretiert. Das heisst: Die Feststellbremse war angezogen. Mitarbeiter des Bodenpersonals entfernen die Trolleys, die Piste wird auf andere Fahrzeuge oder Gegenstände abgesucht. Und um 22 Uhr 40 wird die Piste für den Flugbetrieb wieder freigegeben.
Nur mit Glück ist es auf der Landepiste 28 des Flughafens Zürich nicht zu einer Katastrophe gekommen. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) spricht in ihrem Abschlussbericht denn auch von einem «schweren Vorfall». Und sie kommt zu folgendem Schluss: Die Gepäckwagen waren ungenügend gesichert. Auch die vorhandenen Warnsysteme erfüllten ihre Funktion als Sicherheitsnetze nicht. Zudem seien die Zuständigkeiten in Bezug auf den Unterhalt von Gepäckwagen unzureichend geregelt, rügt die Sust weiter.
Unmittelbar nach dem Vorfall seien bereits Massnahmen eingeleitet worden, sagt Sonja Zöchling, Sprecherin des Flughafens Zürich, auf Anfrage. Die Gepäckwagen würden inzwischen regelmässig überprüft. «Bei Gewittern und starken Unwettern wird das Bodenpersonal zusätzlich angewiesen, die Feststellbremsen anzuziehen.» Danach gebe es eine Kontrollfahrt über den ganzen Platz, bei der überprüft werde, ob die Wagen fixiert seien.