Kloten fliegt ausser Kontrolle (SGF)

Publiziert von VFSNinfo am
Warum der Zürcher Landesflughafen eine bessere Überwachung braucht:

Weil Kloten mehr als ein Schweizer Flughafen ist, nämlich ein an Bedeutung laufend zunehmender Hub für die industriellen Zentren Süd-und Südwestdeutschlands, hat die Swiss eine Start-und Landepraxis entwickelt, die mit Schweizer Interessen nicht mehr kompatibel ist. Zu diesem Schluss kommt die Stiftung gegen Fluglärm, Gockhausen/ZH, welche die Flugpraxis in Kloten, vor allem in Randzeiten, untersucht hat.

Beispielhaft für diese Praxis ist die Swiss-Maschine LX 1179, die Stuttgart am frühen Morgen um 05.50 Uhr verlässt. Sie landet planmässig um 06.25 Uhr in Kloten, damit die deutschen Passagiere die Anschlüsse nach Frankfurt, Düsseldorf und Berlin pünktlich erreichen. Darunter sind meist auch jene baden-württembergischen Politiker, die in Stuttgart und Berlin eine Verkehrspolitik betreiben, die an deutschen, nicht aber an Schweizer Interessen ausgerichtet ist.

Damit die Schwaben und Badener am Abend wieder bei ihren Familien sind, verlässt LX 1178 um 22.40 Uhr Kloten, um 23.20 Uhr in Stuttgart zu landen. Bei Verspätungen, die in Kloten an der Regel sind, verschiebt sich die Lärmbelastung für die Schweizer Bevölkerung auf Mitternacht hin. Nicht genug damit, erfolgen die An-und Abflüge nach und von Kloten in grossen bis zu 70km langen Schleifen über die Schweiz, um die Lärmbelastung der Schwarzwaldbewohner tief zu halten. Auch die Flugzeit zwischen Zürich und Stuttgart erhöht sich so um ca. 15 Minuten. Vom dadurch bewirkten Mehrverbrauch an Kerosin und entsprechend höherem CO2-Ausstoss ist dann nicht mehr die Rede, weil die Stuttgarter Grünen die Nachtruhe ihrer an der Schweizer Grenze wohnhaften Landsleute mit allen Mitteln verteidigen. Die Stiftung gegen Fluglärm hat festgestellt, dass bei An-und Abflügen von und nach Berlin und Nürnberg am Schweizer Flughafen Kloten die gleiche Praxis herrscht.

Kloten fliegt für die Schweiz ausser Kontrolle. Die dafür verantwortliche Deutsche Lufthansa mit ihrer Schweizer Tochtergesellschaft Swiss, die ganz aus Frankfurt geführt wird, richtet sich mehr an ihren eigenen und deutschen Interessen aus als an denen der Schweizer Bevölkerung. Diese total 300‘000 Menschen rund um den Flughafen, die seit Jahren damit leben müssen, dass der im Flughafengesetz verankerte Fluglärmindex, ohne daraus Konsequenzen zu ziehen, überschritten wird, sind den deutschen Ansprüchen nahezu wehrlos ausgeliefert. Deutschland macht weiter keine Anstalten, die Einschränkungen der Anflüge von Norden aufzuheben, nicht einmal für deutsche Flugzeuge. Weil der Zürcher Kantonsrat und die kantonale Regierung mit der für Verkehrsfragen zuständigen Regierungsrätin Carmen Walker Späh diese Praxis nicht mehr hinnehmen will, hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL angekündigt, die politische und strategische Führung des Flughafens Kloten und Entscheide über dessen Ausbau müssten künftig in Bern wahrgenommen werden.

Berlin, Stuttgart und Bern, einschliesslich der Lufthansa-Zentrale in Frankfurt, würden dann, mehr noch als heute, darüber entscheiden, wie und wann in Kloten gebaut und geflogen wird. Die jetzt schon ausgehebelte Nachtruhe, wo Slots auch dann vergeben werden, wenn die Schlafstörung sicher ist, würde nochmals verschlechtert. Am Flughafen Frankfurt selber wurde dies aufgrund der Proteste der Bevölkerung unterbunden.

Dass die deutsche Lufthansa über ihre Tochter Swiss die Drehscheibe Kloten ohne Rücksicht auf Schweizer Interessen mit immer mehr Umsteigepassagieren ausbauen will, zeigen die Aussagen von Harry Hohmeister, Mitglied der Konzernleitung der Lufthansa. Dieser kommuniziert aus Frankfurt der Schweizer und Zürcher Politik, was sie zu tun haben. „Es wäre gut, wenn die Lufthansa sich endlich gegen die seit über 12 Jahren andauernden inakzeptablen deutschen Restriktionen stark machen würde, statt in der Schweiz den Zeigefinger zu erheben“, sagt Adolf Spörri, Präsident der Stiftung gegen Fluglärm.

STIFTUNG GEGEN FLUGLÄRM, 25.01.2016