Der abgetretene Swiss-Chef und neue starke Mann bei der Lufthansa übt massive Kritik an den Rahmenbedingungen am Flughafen Kloten. «Die Infrastruktur ist nicht adäquat und das Betriebskonzept suboptimal», sagt Harry Hohmeister im TA-Interview. Schuld daran seien nicht etwa die Vorgaben aus Deutschland, die den Flughafen dazu zwingen, am Morgen Kloten auch von Süden her anzufliegen. Die meisten Einschränkungen seien unter dem Titel «Lärmgerechtigkeit» hausgemacht. Die betriebliche Machbarkeit des Flugregimes in Zürich sei «kaum noch gewährleistet». Als Folge dieser Entwicklung gebe es in Kloten eine Kapazitätsblockade und immer mehr Verspätungen, sagt Hohmeister. Würde die Politik nicht geändert, werde die Situation aus Passagiersicht inakzeptabel. Als Konsequenz daraus sei zu befürchten, dass die Passagiere auf die grossen Hubs im Mittleren Osten oder nach Istanbul ausweichen würden.
Schuld an der Misere in Kloten sei die Zürcher Politik, die sich viel zu stark von den Lärmgegnern beeindrucken lasse. Als Ausweg verlangt Hohmeister eine Verlagerung der Kompetenzen von Zürich auf die nationale Ebene. Doch die dortigen Politiker hätten zu wenig Mut, um einzugreifen. «Bern hat Angst davor, Zürich zu sagen, wo es langgeht», sagt Hohmeister. Sachlich sei aber eine Verlagerung der Kompetenzen angezeigt, denn es gehe um einen international bedeutenden Flughafen und somit um nationale Interessen. Darum müsse auch national bestimmt werden, was dort geschehe. «Schliesslich wird auch national und nicht nur in Uri und im Tessin darüber abgestimmt, ob man einen neuen Gotthardtunnel will oder nicht», sagt Hohmeister. Als Lösung für Kloten schlägt Hohmeister vor, das Flugregime zu ändern: «Ein Thema ist der sogenannte Südstart geradeaus.» Den wolle niemand den ganzen Tag über, aber zu den Belastungsspitzen am Mittag, wenn die Lärmbelastung auch sonst am höchsten sei, wäre das Anflugregime denkbar.
Fluglärmgegner sind empört
Keine Freude an Hohmeisters Vorschlag hat der Verein Flugschneise Süd – Nein (VFSN). Der Südstart geradeaus sei keine Option, auch dann nicht, wenn diese auf die Belastungsspitzen am Mittag beschränkt würden, sagt VFSN-Präsident Matthias Dutli. «Flüge über das am dichtesten besiedelte Gebiet des Flughafens kommen für uns nicht infrage.» Dies gehe zulasten der Bevölkerung wie auch der Sicherheit. Der Flughafen Zürich wollte zu dem Thema keine Stellung nehmen.
siehe auch:
Der Bund Ex-Swiss-Chef will Zürich Kontrolle über den Flughafen entziehen (TA)
«Das wird der Kunde nicht mehr lange akzeptieren» (TA)