Im November ist die Golf-Airline Etihad mit einem Darlehen für die Tessiner Darwin Airline in den Regionalmarkt eingestiegen. Im Juli wird dieses in eine Beteiligung von rund 33,3 Prozent umgewandelt. Eine Bewilligung braucht es nicht.
Jetzt wird das Engagement unter der Marke Etihad Regional sichtbar in Form von vielen Inseraten und einem fast konkurrenzlosen Angebot: Von Genf nach Rom fliegt man für 59 Franken, von Zürich nach Düsseldorf für 73 Franken, von Zürich nach Florenz für 80 Franken. Da schluckt selbst Easyjet einmal leer, von der Swiss ganz zu schweigen. Bei solchen Preisen könne sie nicht mithalten und sei längerfristig existenziell bedroht.
Potenter Anbieter
Noch ist Etihads Streckennetz klein: Ab Zürich acht Linienflüge, ab Genf elf. In Kombination mit anderen europäischen Etihad-Beteiligungen wie an Air Berlin, Virgin/Delta, Alitalia und Air Serbia sowie der Mutterflotte mit Hubs ab Genf und Zürich könnte die Golf-Airline allerdings rasch zum potenten innereuropäischen Anbieter und harten Konkurrenten nach Asien werden.
Etihad und Swiss sind ungefähr gleich gross mit einem ähnlich grossen Netz und einem ähnlich grossen Umsatz. Doch während die Swiss als privates Unternehmen rentieren muss, gehört Etihad der Herrscherfamilie al-Nahayan in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Die Staatsairline wurde 2003 aus dem Boden gestampft, zu einer Zeit, als die Swiss ums Überleben kämpfte, während das Netz von Etihad dank Petrodollars explodierte.
Etihad Regional könne dank sehr tiefen Kapitalkosten (die Rede ist von zinslosen Subventionen), tiefen Steuern und Löhnen viel günstiger operieren als die Lufthansa-Tochter, heisst es, und schaffe eine massive Wettbewerbsverzerrung, die nach politischen Antworten rufe. «Je offener und liberaler ein Markt ist, desto wirksamer müssen die Instrumente sein, um Missbräuche der liberalen Ordnung zu unterbinden. Namentlich staatliche Beihilfen oder Dumping müssen wirksam unterbunden werden», fordert Swiss. Am Dienstag wird sich der Bundesrat in der Fragestunde dazu äussern müssen.
Tiefe Preise fördern Wohlfahrt
Führende Nationalökonomen, die der TA befragte, sehen keine Wettbewerbsverzerrungen. Wegen des politischen Kontexts wollten die meisten nicht mit Namen angeführt werden, aber stellvertretend sei der St. Galler Uniprofessor Reto Föllmi zitiert. Er sagte, das Begehren der Swiss müsse mit Vorsicht genossen werden, denn es stamme von einem Konkurrenten, der sich bedrängt fühle. Ein neues, günstiges Angebot im Flugmarkt sei positiv zu werten: «Es senkt die Preise für Konsumenten und Firmen und steigert indirekt die Wohlfahrt eines Landes.»
Das Eingreifen des Staates, um ein inländisches Unternehmen vor der ausländischen Konkurrenz zu schützen, sei in diesem Stadium abzulehnen. Nur wenn der neue Player eine dominierende Stellung erringe und marktbeherrschend die Konkurrenz ausboote, wäre es der Moment, um regulatorisch einzugreifen. Davon sei man mit Etihads Investitionen aber weit entfernt.
Sollte Abu Dabi ihre Airline systematisch subventionieren, könnte die Schweiz die Emirate vor der Weltfreihandelsorganisation WTO einklagen. Die Regeln seien zwar klar, aber nicht so einschneidend wie etwa in der EU, wo unerlaubte Staatsbeihilfen an Firmen sanktioniert werden. Ein Beispiel: Viele Staaten verbilligen Flugbenzin (Kerosin). Diese Subventionen erfolgen im Land selber und können über eine WTO-Klage kaum bekämpft werden, weil es keine Exportsubventionen sind.
Ein Alleingang der Schweiz in der Etihad-Frage mache auch deshalb keinen Sinn, sagt Föllmi. «Wenn, dann müsste sich die Schweiz koordiniert mit der EU um einen fairen regulatorischen Rahmen einsetzen». Erste Schritte sind offenbar getan. Das Verkehrsdepartement Uvek stehe «im Kontakt mit den Ländern, die vom gleichen Dossier betroffen sind, insbesondere Deutschland und Italien», sagte ein Sprecher auf Anfrage.
Kommentar VFSN:
Auch die Swisshansa erhält direkte und inderikete Subventionen. Die nehmen alle Fluggesellschaften gerne und immer weitere Subventionen werden gefordert. Wenn eine Fluggesellschaft auftaucht die noch mehr Subventionen erhält, werden heuchlerisch staatliche Subventionen verurteilt und ein Eingreifen des Staates gefordert. Eingriffe des Staates werden sont grundsätzlich abgelehnt, zum Besipiel wenn es eine längere Nachtruhe geht.