Seit der letzte Militärjet von den Dübendorfer Pisten abhob, herrscht um die Zukunft des Flugplatzes ein Seilziehen zwischen Förderern eines Innovationsparks und Aviatikern. Weil die Armeespitze nach dem neuen Stationierungskonzept bis auf die Helikopter sämtliche Flugzeuge von Dübendorf abziehen will, jubilierte am Dienstag der Zürcher Regierungsrat: Er verkündete, dass der Kanton nun einem Innovationspark in Dübendorf einen Schritt näher gekommen sei.
Jetzt vermelden die Aviatiker Fortschritte in ihrem Bestreben, aus Dübendorf einen zivilen Flugplatz zu machen: Am Donnerstag haben eine Handvoll Personen aus verschiedenen aviatischen Sparten die Flugplatz Dübendorf AG mit Sitz in Dübendorf gegründet. Ihr erklärtes Ziel ist, sich um den Zuschlag als künftige Betreiberin des Zivilflugplatzes Dübendorf zu bewerben.
Auffällig ist, dass sich der Verwaltungsrat der neuen Aktiengesellschaft einzig aus namhaften Persönlichkeiten der Businessfliegerei zusammensetzt. Verwaltungsratspräsident Fabio Hausammann (Premium-Jet), Claudio Lasagni (Air Services Basel) und Hélène Niedhart (Cat Aviation) besetzen führende Positionen in Businessjet-Unternehmen.
All diese Firmen sind Mitglieder des Dachverbands der Schweizerischen Luft- und Raumfahrt Aerosuisse. Dessen Vizepräsident Dieter Neupert fungiert derzeit als juristischer Berater. Er ist Präsident der Schweizer Business Aviation Association und will später im Beirat Einsitz nehmen. Drei weitere Verwaltungsräte sollen in den nächsten Tagen dazukommen. Sechs Aktionäre sind an der AG beteiligt, darunter sind Flugbetriebs- sowie Handlingsunternehmen, Unterhaltsfirmen und Piloten- und Sportfliegerorganisationen.
Das Aktienkapital von 125\'000 Franken dient zur Ausarbeitung der Bewerbung. «Wir werden das Dossier am Samstag in Angriff nehmen», sagt Neupert. In erster Linie gehe es nun darum, einen Businesscase zu erarbeiten. Dafür holt sich die Flugplatz Dübendorf AG Rat bei in- und ausländischen Flughafenbetreibern. Zudem strebt der Verwaltungsrat einen Baurechtsvertrag zu «vernünftigen» Zinsen mit dem Bund an. Dessen Laufzeit soll nicht nur 20 – wie es der Bund im Frühjahr kommuniziert hatte –, sondern 30 bis 40 Jahre betragen. «Wir sind überzeugt, dass mit diesen Rahmenbedingungen eine Firma den Flugplatz selbsttragend betreiben kann», sagt Neupert.
Der Vertrag soll die 30 Hektaren rund um die Piste beinhalten – so wie es das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) an einer Informationsveranstaltung Mitte August skizziert hatte. Bazl-Dokumente zu diesem Anlass zeigen, dass in Dübendorf ein ziviles Flugfeld und ein Innovationspark angedacht sind.
Optimaler Nutzermix ermitteln
Die Flugplatz Dübendorf AG muss sich vor der Bewerbung auch der Lärmproblematik stellen. Gemeinsam mit der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (Empa) wollen die Aviatiker herausfinden, wie der optimale Nutzermix aussieht, der ins Korsett der Lärmvorschriften passt. «Wir denken bei unserem Konzept zwar an Businessjets. Willkommen sind aber auch die Rega, der Polizeihubschrauber und Betrand Piccards Solarflugzeug, das hinsichtlich Lärm aber ‹gratis› ist.»
Ebenso willkommen seien Kurt Waldmeiers Junkers Ju-52, die seit 1993 Rundflüge ab Dübendorf durchführen. Er beteiligt sich allerdings nicht an der Aktiengesellschaft, sondern will sich mit einem eigenen Projekt beim Bazl für den Betrieb des Flugplatzes bewerben. Daran arbeitet eine Interessengruppe. Unterstützt wird Waldmeiers Bewerbung von der Stiftung Museum und historisches Material der Luftwaffe, der die ehemalige SVP-Regierungsrätin Rita Fuhrer vorsteht. «Die Stiftung wird aber nicht als Betreiberin auftreten können, da es sich dabei um ein wirtschaftlich rentables Unternehmen handeln muss», sagt Waldmeier und nimmt die neue Konkurrenz sportlich: «Der Bessere soll gewinnen.»
Mit dem Einladungsverfahren will der Bund gemäss einem Projekthandbuch in erster Linie klären, ob überhaupt fachlich qualifizierte Interessenten existieren. Der bundesrätliche Fahrplan sieht vor, dass bis Mitte 2014 die Ausschreibungsgrundlagen erarbeitet, die Einladung erfolgt und die Offerten ausgewertet sind. Dann entscheidet der Bundesrat über die Zukunft des Flugplatzes. Nach dem Projektplan hätte die Ausschreibung im Oktober erfolgen sollen. Sie steht allerdings noch aus und soll in den kommenden Wochen erfolgen. Das verschärft das im Projekthandbuch bezeichnete Hauptrisiko: den engen Terminplan.