Nicht nur ungesund, sondern auch teuer (WDR)

Publiziert von VFSNinfo am
Studie zu Fluglärm

Wen Flugzeuglärm nicht schlafen lässt, wird krank - das haben Studien belegt. Am Montag (07.10.2013) wurde in Düsseldorf eine neue Untersuchung vorgelegt, die vorrechnet: Fluglärm ist auf Dauer nicht nur ungesund, sondern auch teuer.

Durchschnittlich 71 Mal in der Nacht startet oder landet ein Flugzeug am Köln-Bonner Flughafen - so viele, wie an keinem anderen Flughafen in Europa. Seit vielen Jahren protestieren Anwohner gegen den Lärm der Flugzeuge, klagen nicht nur über Ruhestörungen, sondern auch darüber, dass der hohe Geräuschpegel sie regelrecht krankmache. Professor Eberhard Greiser hat diese Vorwürfe wissenschaftlich untersucht. 2008 und 2010 erforschte der Bremer Epidemiologe im Auftrag des Umweltbundesamts die gesundheitlichen Folgen des Fluglärms - und er gab den klagenden Anwohnern recht: Laut Greiser führt der ständige Lärm zu einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen, Depressionen und Demenz.

Nun ist der Wissenschaftler einer weiteren Frage nachgegangen, dieses Mal im Auftrag der Fluglärm-Gegner selbst: Welche Kosten entstehen durch die Fluglärm-Schäden? In einer Studie untersuchte Greiser die "Sozialen und ökonomischen Folgen des nächtlichen Fluglärms" - heißt: Wie viel zahlen Krankenkassen für die Behandlung von Patienten, deren Gesundheit durch den nächtlichen Lärm beeinträchtigt wurde?

274 Millionen Euro Behandlungskosten
Gemeinsam mit der Bundesvereinigung gegen Fluglärm hat Greiser nun diese neue Studie vorgestellt. Er kommt darin auf beträchtliche Zahlen: 274 Millionen Euro werden die Krankenkassen in den kommenden zehn Jahren für die Behandlung von Krankheiten bezahlen müssen, die durch den Fluglärm am Flughafen Köln-Bonn verursacht wurden. "Ich gehe dabei davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren etwa 3.700 Menschen durch den ständigen Lärm erkranken werden", erläuterte Greiser seine Rechnung. Sie fußt auf Erhebungen über durchschnittliche Kosten für die entsprechenden Krankheiten, die das Statistische Bundesamt jährlich veröffentlicht.

Neben Eberhard Greiser hat am Montagmittag Helmut Breidenbach Platz genommen, der der Kostenrechnung noch einen Dreh hinzufügt: "Schaut man sich einmal an, dass der Flughafen Köln Bonn einen durchschnittlichen Jahresüberschuss von 3,5 Millionen Euro verzeichnet, dann lässt sich ja ausrechnen, wie teuer dieser Gewinn erkauft ist." Auf eine Million Euro Gewinn kommen laut der Fluglärmgegner damit 106 Krankheitsfälle und 7,8 Millionen Euro Krankheitskosten, "Kosten, die von der Allgemeinheit gezahlt werden", wie Breidenbach betont. Der Flughafen selbst wollte sich zu den Zahlen nicht äußern: "Leider wurde uns die Studie bislang nicht zur Verfügung gestellt", so Sprecher Walter Römer.

Ursprüngliches Verbot an Ramsauers Veto gescheitert
Mit der nun vorgelegten Studie hoffen die Fluglärm-Gegner, neuen Schwung in die Debatte über nächtliche Flüge in Köln-Bonn zu bringen. Ursprünglich hatten sie große Hoffnungen in die rot-grüne Landesregierung gesetzt: Die hatte im April 2012 ein Nachtflugverbot zwischen 0 und 5 Uhr für Passagiermaschinen beschlossen, immerhin rund 6.000 der 35.000 nächtlichen Starts und Landungen im Jahr wären damit weggefallen.

Doch das geplante Verbot scheiterte am Veto aus Berlin. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) befand den Beschluss der Landesregierung für rechtswidrig, weil mit dem Nachtflugverbot eine bis 2030 bestehende Betriebsgenehmigung für den Airport teilweise widerrufen werde. Nun stehen in Berlin Koalitionsverhandlungen an - für die Fluglärmgegner ein Grund für vorsichtigen Optimismus: "Wir werden auf jeden Fall einen weiteren Anlauf unternehmen", so Breidenbach, "aber da sich ja nun eine große Koalition anbahnt, ist unsere Hoffnung doch eher gedämpft."

WDR, 07.10.2013



Die Luftfahrt-Lobby wird es nicht kümmern. Der Gewinn wird privatisiert, die Kosten sozialisiert. Auch wer nicht direkt durch Fluglärm betroffen ist, ist es durch seine Krankenkassenprämie. Je mehr geflogen wird, je höher der Gewinn der deutschen Swiss, desto höher auch die Krankenkassenprämien!