Harte Landung für BAZL-Direktor (NZZ)

Publiziert von VFSNinfo am

André Auer tritt sofort zurück

Der Druck wurde offensichtlich zu gross: André Auer, Direktor des Bundesamtes für Zivilluftfahrt, tritt sofort zurück. Die Leitung des Amtes wird interimistisch von Max Friedli, dem Leiter des Bundesamts für Verkehr, übernommen. Auer war mehrfach ins Schussfeld der Kritik geraten. So hat er vor einigen Tagen, dem Flugplatz Lugano-Agno ein neues Sicherheitsregime angeordnet, nachdem dieses Jahre lang toleriert worden war.

(sda/ap) Das BAZL habe den Kulturwechsel in der internationalen Luftfahrt verschlafen, erklärte Verkehrsminister Moritz Leuenberger am Freitag an einer Medienkonferenz. Die Kritik an Auer und seinem Amt habe in einer theoretischen Form bereits seit längerem vorgelegen. Das niederländische NLR-Institut habe in seinem Bericht kritisiert, dass Strukturen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit in der Schweizer Luftfahrt fehlten. Bei der ersten konkreten Folge dieses Berichts, dem BAZL-Entscheid zum Flughafen Lugano-Agno von vergangener Woche, sei dann Auer ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. «Es werden aber noch weitere Massnahmen gegen Flughäfen, gegen Fluggesellschaften oder gegen Skyguide folgen», hielt Leuenberger fest. Unter Auer hätte das BAZL diese nicht glaubwürdig durchsetzen können.

In dieser Situation hätten er und Auer vereinbart, dass im Interesse einer reibungslosen Umsetzung der Reorganisation eine neue Führung nötig sei, sagte Leuenberger weiter.

Max Friedli als interimistischer Chef 

Aus demselben Grund sei auch eine externe Interimsführung gesucht und mit dem Direktor des Bundesamts für Verkehr (BAV), Max Friedli, auch gefunden worden. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Auer müsse «Durchsetzungsfähigkeit und eine gewisse Härte» mitbringen, konkretisierte Leuenberger das Anforderungsprofil. Die Schweizer Luftfahrt sei sehr verbandelt.

Umbau des BAZL steht bevor

«Die Ansprüche an die Sicherheit sind in der Luftfahrt in den letzten zehn Jahren radikal gewachsen», führte Leuenberger aus. Um das in der Schweiz laut dem NLR-Bericht sinkende Sicherheitsniveau wieder zu verbessern, soll das BAZL neu in die zwei unabhängigen Bereiche Sicherheit und Flugbetrieb eingeteilt werden. Bis im Frühling werden die neue Struktur und die geänderten Abläufe vorbereitet und bis Ende 2004 sollen sie umgesetzt werden. Das BAZL werde «brutal» umstrukturiert werden, sagte Leuenberger.

Im Rahmen der Neuorganisation ist Anfang Juli der Basler Polizei- und Sicherheitsberater Markus Mohler zum Sicherheitsdelegierten mit Weisungsrecht ernannt worden.

Leuenberger wies Kritik an seiner Amtsführung zurück. «Ich sah mich persönlich nie besonders im Schussfeld», sagte Leuenberger. Er habe bereits vor dem Flugzeugzusammenstoss im deutschen Überlingen einen Sicherheitsbericht in Auftrag gegeben und sich intensiv für Verbesserungen eingesetzt.

Kritik nach Swissair-Grounding

Das BAZL war bereits nach dem Grounding der Swissair ins Schussfeld der Kritik geraten. Die ständerätliche Geschäftsprüfungskommission (GPK) stellte in einer Untersuchung fest, dass aus ihrer Sicht das BAZL die Betriebsbewilligung der Swissair im Dezember 2000 nur bedingt hätte erneuern dürfen.

Wichtige Dossiers begleitet

Der 55-jährige Auer ist seit 1976 im BAZL tätig und übernahm vor zehn Jahren dessen Leitung. Er führte laut UVEK das Amt im turbulenten Umbruch der internationalen Luftfahrt und betreute schwierige Dossiers wie den (im Parlament gescheiterten) Staatsvertrag mit Deutschland über die Anflüge auf Kloten.

NZZ, 29.08.2004


Restrukturierung des BAZL unter neuer Führung

Bern, 29.08.2003 - Die geplante Reorganisation des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL) soll von einer neuen Führung an die Hand genommen werden. Bundesrat Leuenberger und Direktor André Auer sind übereingekommen, dass ein Wechsel an der Spitze des Amtes im Interesse des BAZL und seiner Aufgabenerfüllung liegt. Auer stellt deshalb am 1. September sein Amt als Direktor zu Verfügung. Seine Funktion soll ad interim von Max Friedli, Direktor des Bundesamtes für Verkehr, wahrgenommen werden.

Das BAZL befindet sich zurzeit in einer schwierigen Umbruchphase. Die bisherige punktuelle Sicherheitsaufsicht soll schrittweise durch ein umfassendes Sicherheitsmanagement abgelöst werden. Diese bedingt nicht nur eine sofortige, koordinierte Intensivierung der Aufsicht, sondern auch eine radikale Umstrukturierung des Amtes. Beides geschieht in einem sehr komplexen und dynamischen Umfeld.

In dieser Situation sind Bundesrat Leuenberger und André Auer übereingekommen, den Weg für eine Erneuerung der Amtsführung frei zu machen. Sie wollen mit diesem Schritt erreichen, dass die die notwendigen Umsetzungsarbeiten im Interesse des Amtes und der gesamten Zivilluftfahrt optimal durchgeführt werden können.   

Auer gibt ab 1. September die Amtsleitung ab, diese soll ab sofort interimistisch von Max Friedli wahrgenommen werden.

Der heute 55jährige Auer trat nach dem Erwerb des bernischen Fürsprecher-Patents 1976 in den Rechtsdienst des Bundesamtes für Zivilluftfahrt ein. Er nahm verschiedene Funktionen im Amt ein, bevor er am 1. Januar 1993 die Leitung des BAZL übernahm. Auer führte das Amt in turbulenten Zeiten (Umbruch der internationalen Luftfahrt), betreute schwierige Dossiers (z.B. Staatsvertrag mit Deutschland) und integrierte die Schweiz in die internationalen Luftfahrtsgremien (ICAO, ECAC, Eurocontrol). Zu seinen herausragenden Verdiensten gehören unter anderem die Aushandlung der Luftfahrtsabkommen mit der EG, mit den USA und die Revision des Luftfahrtsgesetzes.

BAZL, 28.08.2008