Das Areal des Flugplatzes Dübendorf ist ein Zankapfel: Seit die Armee ihren Rückzug angekündigt hat machen sich Planer um Nationalrat Ruedi Noser (FDP) für einen grossen Innovationspark stark, während auf der anderen Seite Aviatiker partout die Fliegerei erhalten wollen. Obschon Bundesbern einen Betreiber für den Flugplatz sucht und derzeit die entsprechende Ausschreibung formuliert, zeigen Dokumente des Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl), dass in Dübendorf ein ziviles Flugfeld und ein Innovationspark angedacht sind.
Wie sich Bazl die Zukunft des Flugplatzes in groben Zügen vorstellt, umriss kürzlich eine Bazl-Delegation gemeinsam mit der Luftwaffe und dem Generalsekretariat des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Am 16. August fand eine Infoveranstaltung in Ittigen statt. Eingeladen waren verschiedene Interessengruppen des Dübendorfer Flugplatzes.
Ein Protokoll des Anlasses und eine dazugehörige Präsentation, welche Tagesanzeiger.ch/Newsnet vorliegen, tönen an, mit welchen Rahmenbedingungen der künftige zivile Flugplatzbetreiber und die Anrainer zu rechnen haben: Markant ist etwa die geplante Anpassung der Flugzeiten. So dürften die Flieger von Montag bis Freitag von 6.30 bis 22 Uhr (heute: 7.30 bis 12 Uhr und 13.15 bis Sonnenuntergang) starten und landen. Die grösste Änderung betrifft aber das Wochenende. Während die Maschinen heute auf Anfrage beziehungsweise nach Bedarf fliegen, könnten sie die Dübendorfer Pisten künftig am Samstag von 8 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 18 Uhr sowie am Sonntag von 11 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr nutzen.
Die Fünfer-und-Weggli-Lösung
Die Hauptpiste 11/29 ist heute 2355 Meter lang. Das Bazl will sie am Dübendorfer Ende auf 1800 Meter kürzen. Zudem geht aus den Dokumenten hervor, dass der Bund von einem Modell ausgeht, das dem neuen Betreiber nicht das ganze Areal zur Verfügung stellt. Er soll lediglich über eine Fläche von 20 bis 30 Hektaren verfügen. Den Kopf des Geländes, wo sich heute die Hangars befinden, will Bundesbern nicht mit ausschreiben. Die gestutzte Piste und das für die Aviatik angedachte Areal sollen nämlich einen Innovationspark ermöglichen: Einem Gesprächsprotokoll ist zu entnehmen, dass hangarseitig eine Zone für «Wohnen/Freizeit/Innovation» angedacht ist, deren Nutzung einen Innovationspark beinhalten könne.
Der Bund geht demnach von einem Modell aus, das er «Flugfeld mit Bundesbasis» nennt. Dieses bezeichnet ein grundsätzlich ziviles Flugfeld, welches das Militär mitbenützt. Entschieden hat sich der Bundesrat für diese Version wegen «des Sparauftrages des VBS sowie der Kompatibilität mit dem Innovationspark».
Stationierungskonzept noch ausstehend
Im Jahr 2010 landeten und starteten in Dübendorf 14\'079 Flugzeuge. 11\'200 davon waren militärische Flieger und Hubschrauber, 2879 zivile Maschinen (inklusive Rega). In seiner Präsentation zum geplanten Ausschreibungsverfahren geht der Bund von 28\'450 Flugbewegungen pro Jahr aus – betont aber, dass es sich um eine Schätzung handelt, «als mögliche Basis für die Lärmberechnung». Ziel des Verfahrens ist es laut Bazl, mittels eines offenen Einladungsverfahrens «zu prüfen, ob es einen geeigneten Betreiber für das zivile Flugfeld mit Bundesbasis gäbe».
Wie das Papier zeigt, hält sich das VBS offen, ob es die Piste mitbenutzen oder lediglich einen Heliport auf dem zivilen Flugfeld bereiben will. Der Bund beabsichtigt, die verschiedenen Flächen des Areals im Baurecht abzugeben. Für Neubauten soll der Betreiber aufkommen. Ende Jahr soll die Ausschreibung mit einer Bewerbungsfrist von drei Monaten publiziert werden. Zudem plant das Bazl zwei Wochen nach der Veröffentlichung eine Begehung vor Ort. Die Offerten werden im Frühjahr 2014 ausgewertet. Das Bazl will im Sommer 2014 dem Bundesrat einen entsprechenden Antrag stellen.
Obschon das Stationierungskonzept der Armee noch aussteht, hatte der Bundesrat im Februar einen Vorentscheid gefällt und beschlossen, dass das VBS die Dübendorfer Piste mittelfristig nicht mehr selbst betreibt. Er hält sich aber die Option offen, eine Helikopterbasis und weitere militärische Nutzungen beizubehalten. Diese Entscheide sollen mit dem Stationierungskonzept fallen.
siehe auch:
Südschneiser fühlen sich geohrfeigt (ZOL)
Der unbekannte Investor (TA)
«Wir werden auf die Barrikaden gehen» (TA)
Klimaziele werden sabotiert (Leserbriefe TA)