Am letzten Donnerstagabend war der Loorensaal beinahe voll. Erste Frage: Wieso waren Sie nicht da? Das Thema ist so brennend und akut, dass es grundsätzlich die Dreifach-Turnhalle in der Looren füllen sollte. VSFN-Präsident Thomas Morf und Maurs Gemeindepräsident Bruno Sauter orientierten über den neusten Stand der geplanten Südstarts. Sie lesen richtig: Es sind nicht die Anflüge, es sind Starts in Planung.
Pünktlich um 20 Uhr betritt VSFN-Chef Thomas Morf die Bühne. «Fliegen ist faszinierend, fliegen ist schön, fliegen ist nützlich – aber mit Mass» so seine Eröffnungsworte. Bevor er zu seinem rund einstündigen Vortrag ausholt, stellt Thomas Morf deutlich klar, dass er nichts gegen den Flughafen Zürich hat. Gegen die übertriebenen Expansionsgelüste von Fluggesellschaften und Flughafen-Verantwortlichen hingegen schon.
Ein Kenner spricht und informiert
Ausnahmsweise eine kleine Zusammenfassung zu Beginn: Thomas Morf orientierte über die Auswirkungen der geplanten Südstarts Straight am Flughafen Zürich. Ein Thema, das uns alle angeht. Im Speziellen im Vorfeld, bevor die geplanten Ausbauten definitiv beschlossen sind und nicht mehr bekämpft werden können. Wenn Ihnen in Zukunft die Flieger über Ihr Hausdach donnern, ist es für Reaktionen zu spät, ausser, Sie ziehen aus. Argumente, wie «warum hat man nicht?» oder «da müssen wir nun was unternehmen!» und «wieso informierte uns keiner?» gelten nicht mehr. Die Zeit ist reif, die Stunde schlägt bald, das Thema ist heiss. Für viele ein Muss, nun zu handeln. Möglicherweise auch für Sie!?
Mit zahlreichen und informativen Power-Point-Folien dokumentierte Thomas Morf seine Erläuterungen und liefert ein umfassendes Basiswissen, damit man die Gedanken hinter den kommerziellen Zusammenhängen erkennt und versteht. Die Zahlen und Fakten machen klar, dass sich der Flughafen Zürich nicht mit den europaweiten «Head-Hubs» wie Frankfurt, Paris oder London messen sollte. Denn da ist der Flughafen Zürich längst im Hintertreffen und statistisch gesehen im hinteren und für Europa eher im unbedeutenderen Mittelfeld. Morf gab deutlich zu verstehen, dass ein Flughafen einen wirtschaftlich starken Standort hat, sofern die Wirtschaft selbst stark ist, und nicht etwa umgekehrt, wie dies oft propagiert wird.
Rasante Entwicklung
Aus der Entwicklung des Flughafens Zürich ist deutlich zu erkennen, dass im Jahre 2000 erfolgreiche Zahlen ausgewiesen wurden. Danach erfolgte das Swissair-Grounding, das die Zahlen in der Folge sinken liess. Doch der Anstieg erfolgte in den Jahren danach erneut und zwar so stark, dass die Passagierzahlen Rekordhöhe aufwiesen. Obwohl die Flugbewegungen nicht in dem Ausmass wie die Passagierzahlen zunahmen. Das zeigt, dass die Flugzeuge grösser und besser ausgelastet werden. Thomas Morf spricht heute von einer beinahe erreichten Auslastung. Zieht man nun den Ausbauplan 2030 in Betracht, dann würden zu den heutigen Flugbewegungen nochmals täglich 21 Flugbewegungen zusätzlich zu den heutigen entstehen. Für eine solche Spitzenrealisierung ist dann eben der Ausbau mit Südstarts Straight erfoderlich.
Basis hierfür wären noch zwei weitere Optionen: Die Jet Aviation mit den Kleinfliegern müsste nach Dübendorf und die Messflüge ab Flughafen Zürich zeitlich in die Nacht verlegt werden. Ergo: Der 24-Stunden-Flugverkehr wäre eingeführte Tatsache.
Morf ist gut vorbereitet. Um deutlich zu machen, was startende Flieger für einen zusätzlichen Lärm verursachen, wurde eine Anlage aufgebaut. Zweimal liess er einen Flieger akustisch mit einer Lautstärke von 85 Dezibel ertönen, was den anwesenden Personen im Lororensaal fast den Atem nahm. Morf fügte an, dass zum Beispiel der werberisch klug als leise angepriesene Airbus A380 als Flüster-Jet, heute als der zweitlauteste Flieger gelte.
Was ist nun zu tun, um diesen Plan des Flughafens Zürich, der Aviatik-Industrie und des Bundesrates in Bern nicht bald traurige Wirklichkeit werden zu lassen? Nicht nur Thomas Morf erkennt die Gedanken und Bestrebungen des Bundesrates, die betroffene Bevölkerung schlicht aushebeln und ausschalten zu wollen und dem Sicherheitsgedanken keine Stimme mehr zu geben. Die letzte und bald einzige Möglichkeit, diese Entwicklung aufzuhalten, hat der Zürcher Regierungsrat.
Was ist nun dringend zu tun?
In dieser Hinsicht hat sich der VSFN Gedanken gemacht und eine Petition ins Leben gerufen. Liebe Maurmer, machen Sie mit. Fordern Sie Unterschriftenbögen an, und reichen Sie dem VSFN mindestens einen ausgefüllten Bogen ein. Mit den mittlerweile 5300 Mitgliedern des VFSN zusammen, würden damit auf einfachste Art über 50\'000 Unterschriften zusammen kommen, eine Zahl die dem Anliegen mehr Gewicht verleihen würde. Es ist jetzt höchste Zeit, dass man handelt. Orientieren Sie sich beim VSFN und machen Sie sich Gedanken über Ihre Unterstützung und eine Mitgliedschaft, bevor Ihnen die lauten Jets über das Dach fliegen.
Anschliessend an den Vortrag von Thomas Morf sprach Gemeindepräsident und Chef des Amts für Arbeit des Kantons Zürich Bruno Sauter zu den Anwesenden. In einer brillanten und überzeugenden Rede, die trotz des ernsten Themas auch viele Lacher erntete, stellte sich Sauter klar und deutlich hinter die Überlegungen des Vorredners Thomas Morf. Engagierter als man denkt, setzen sich auch elf weitere Gemeindepräsidenten der Südgemeinden seit Jahren gegen diese Entwicklung ein.
Liebe Maurmer, die Südanflüge sind schlimm genug, obwohl sich einige daran «gewöhnt» haben. Die Abflüge würden gemäss Ausführungen und Vermutungen von Thomas Morf mindestens doppelt so schlimm. Ergo: Jetzt handeln! Dies auch im Wissen, dass diese Südan- wie auch Abflüge keinem geltenden Recht entsprechen, was des souveränen Rechtsstaates Schweiz nicht würdig ist.