Butterbrezen gibt’s, am Nachmittag Kaffee und Kuchen. Denn es ist anstrengend in der Sporthalle zu Attaching. Von 10 bis 17 Uhr prasseln am Samstag Daten, Fakten, Gutachten und Zahlen auf die Teilnehmer ein. Sie alle sind, so bestätigt ihnen Michael Wilk, einer der Frankfurter Aktivisten, „schöne Menschen". Schließlich sei es schön, die Würde zu verteidigen - vor allem dann, wenn „ausgewiesene Schutzgebiete einen Scheißdreck wert sind, wenn es um Profite von Flughäfen geht".
Unter der Decke hat man einen aufblasbaren Airbus A 380 aufgeknüpft, darunter sitzen über 250 Zuhörer und lauschen. Die einen sind mit der Bahn gekommen („Es war eine Quälerei. Die Deutsche Bahn lässt grüßen"), andere haben Fahrgemeinschaften gebildet und sind per Pkw nach Attaching gekommen. Autos mit Frankfurter Nummern finden sich auf dem Parkplatz vor dem Sportheim ebenso wie Pkw aus Zürich, Belgien und Österreich.
Drinnen erzählt derweil Professor Eberhard Greiser, dass nach den Ergebnissen zahlreicher Studien Fluglärm nicht nur krank macht und das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken oder gar an Herzinfarkt oder Krebs zu sterben, steigere. Nein: „Fluglärm macht auch dumm." Schließlich nehme die Lesefähigkeit von Kindern ab, je mehr sie unter Fluglärm zu leiden hätten.
Auf der Rückseite der Sporthalle präsentieren sich die Widerstandskämpfer aus Deutschland und Europa mit Informaterial: Berlin ist dabei, außerdem die IG Nachtflugverbot Leipzig/Halle, außerdem Frankfurt, der City Flughafen Zürich oder auch die Aktion „Non Aeroport Notre Dame des Landes". Die meiste Fläche belegen Aufgemuckt und die BI Attaching.
„Very welcome here in Freising" - auch OB Tobias Eschenbacher gibt sich international. Und er gibt sich kämpferisch: „Eigentlich ist es eine Frechheit, dass diese Konferenz notwendig ist", sagte er und bekommt viel Applaus. Denn dass die Startbahn per Bürgerentscheid abgewählt, jetzt aber im Landesentwicklungsprogramm als Ziel festgeschrieben worden sei, „das geht nicht". „Wie kann man so was machen?", empört sich der OB.
Manch einer braucht jetzt einen Kaffee. Nicht weil die Vorträge langweilig sind, sondern weil er im Schlafsaal eine unruhige Nacht verbracht hat: „Der neben mit hat geschnarcht", klagt ein Frankfurter. „Und ich bin doch so lärmempfindlich", setzt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Vorne spricht inzwischen Alexander Mahler vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft von „perversen Anreizen" in der Wirtschaft. 27 Milliarden Euro würden jährlich an Subventionen für umweltschädlichen Verkehr ausgegeben, die externen Kosten für Flugverkehr (also die Folgekosten für Klima & Co.) gingen allein in Deutschland jedes Jahr „in die Milliarden".
Nach so viel Theorie gibt es am Sonntag noch etwas Praxis für die Widerständler: Man übt, wie man sich bei Blockaden von der Polizei wegtragen lässt, ohne die Beamten zu provozieren. Ein paar Stunden später sind alle ganz weg - freiwillig.