Stadtpräsidentin ruft zum Protest auf (TA)

Publiziert von VFSNinfo am
Corine Mauch (SP) fordert die Bevölkerung auf, eine Petition gegen die Pläne von Bundesrätin Doris Leuthard (CVP) für den Flughafen Zürich zu unterstützen. Sehr zum Ärger grosser Teile des Kantons.

Kolumnen von Regierungsmitgliedern sind hierzulande meist unverfänglich, da man sich nicht in die Nesseln setzen will. Dies scheint sich zu ändern. Kürzlich hat Regierungsrat Martin Graf (Grüne) im kantonalen Intranet für die 1:12-Initiative der Jungsozialisten geworben, was für Aufsehen sorgte und zu einer harschen Reaktion eines Chefbeamten führte – der wiederum durch seinen Chef, Regierungsrat Ernst Stocker (SVP), gerügt wurde.

Nun macht Zürichs Stadtpräsidentin mobil. In der wöchentlichen Stadtratskolumne im «Tagblatt der Stadt Zürich» ruft Corine Mauch unter dem Titel «Gemeinsam gegen Südstarts geradeaus» zum Widerstand auf. «Unterschreiben auch Sie», fordert Mauch die Bevölkerung auf und verweist auf den Link des Quartiervereins Schwamendingen, der eine Petition gegen die Pläne von Verkehrsministerin Doris Leuthard lanciert hat.

«Verheerende» Konsequenzen

Diese will die Südstarts ohne die heutige Linkskurve über den Osten des Flughafens forcieren und entsprechend ins Objektblatt des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) aufnehmen. Der sogenannte Straight 16 würde die Flugrouten entflechten und so die Sicherheit erhöhen. Zudem müssten die Flugzeuge Richtung Süden keine Ehrenrunden mehr über dem Flughafengebiet drehen, was ökologisch Sinn machen würde. Der Bundesrat will das Objektblatt noch dieses Jahr genehmigen.

Betroffen durch die Südstarts geradeaus wären vor allem Opfikon, Wallisellen, Schwamendingen, Gockhausen und die Forch-Gegend. Die Konsequenzen wären «verheerend», schreibt Stadtpräsidentin Mauch. Bereits heute beträfen vier von zehn Starts auf dem Flughafen Zürcher Stadtgebiet. Mehr als ein Drittel aller Fluglärmbetroffenen am Tag wohne im Süden des Airports, davon über die Hälfte in Zürich, wagt sich Mauch auf die zahlentechnischen Äste hinaus.

Für mehr Sicherheit und Kapazität

Die Südstarts geradeaus von der Piste 16 aus werden von den Fluglotsen, dem Flughafen und allen Fluglärmbetroffenen ausser jenen im Süden gefordert. Die Lotsen machen vor allem Sicherheitsaspekte geltend, da Kreuzungen von Flugbahnen vermieden und das «fehleranfällige Bisenkonzept» sistiert werden könnte.

Der Flughafen verspricht sich dadurch auch eine Kapazitätserweiterung, da die Starts und Landungen auf der Piste 14 nicht mehr eingeschränkt würden. Und die Ost-, Nord- und Westschneiser versprechen sich eine Entlastung für ihr Gebiet. Für den Süden indes würde ein weiterer Albtraum wahr, nachdem die morgendlichen Südanflüge vor zehn Jahren eingeführt worden sind.

Kampf mit Petitionen

Mit der Petition will die Stadt Zürich Druck machen, weil alle anderen Interventionen bisher nicht gefruchtet haben. Es ist nicht die einzige laufende Fluglärmpetition. Der Verein Flugschneise Süd – Nein hat im November 2012, unterstützt durch den Osten, eine Petition namens «ZRH_2020» zur Senkung des Anteils Transitpassagiere von 34 auf 20 Prozent gestartet.

Gleichzeitig fordert eine weitere Petition eine achtstündige Nachtruhe. Seit November sind allerdings erst gut 700 Unterschriften zusammengekommen. Angepeilt wird ein Mehrfaches, wie der Petitionär Heiner Graafhuis aus Meggen LU gegenüber der NZZ gesagt hat: «Um zu Bundesrätin Doris Leuthard zu gehen, brauchen wir wohl schon 50\'000 Unterschriften.» Jetzt steht auf der Website bescheidener: «Let\'s reach 1000.»

Osten sammelte 27\'000 Unterschriften

Die Mutter aller Fluglärmpetitionen hatte den Bürgerprotest Fluglärm Ost (BFO) im Juli 2007 lanciert. Die Petition «Pistenausbau Nein» wandte sich gegen Pistenverlängerungen und setzte sich für eine Verteilung des Fluglärms ein. Sie erreichte innert dreier Monate über 27\'000 Unterschriften. Das Rennen ist eröffnet.

Tages-Anzeiger, 10.04.2013



siehe auch:
Petitionsbogen (PDF, 809 kB), unbedingt unterschreiben!!!
Rede der Stadtpräsidentin Corine Mauch (PDF, 19 kB)
Fachreferat (PDF, 3.3 MB)