Birgit Voigt
Am Flughafen Zürich läuft es rund. Krise hin oder her, die Passagiere kommen, shoppen und fliegen. Viele fahren im Auto zum Flughafen und zahlen fürs Abstellen des Fahrzeugs bald mehr als für die Flugtickets. 67 Mio. Fr. setzte der grösste Landesflughafen letztes Jahr nur mit den Parkhäusern um. Der Andrang ist so gross, dass gerade das nächste erstellt wird.
Insgesamt erzielte das im Jahr 2000 privatisierte, börsenkotierte Monopolunternehmen rund 900 Mio. Fr. an Umsatz, fast zwei Drittel davon stammen aus Gebühren für den Flugbetrieb, der Rest kommt aus Mieten und Erträgen des Einkaufszentrums. Das Team um Konzernchef Thomas Kern erwirtschaftete aus den Umsätzen einen Betriebsgewinn (Ebit) von 253 Mio. Fr. Davon fliessen – einmalig – 122 Mio. Fr. ab, als Rückstellung für die Sanierung der Pensionskasse des Kantons.
Unter Ausklammerung dieses Ereignisses zeigt sich der Flughafen als veritable Geldmaschine. Der Gewinn stieg 2012 um 19%. Von jedem Franken Umsatz bleiben 20 Rp. Reingewinn. Das ist aus Sicht der Aktionäre eine Glanzleistung. Ein Drittel der Aktien hält der Kanton, 5% die Stadt Zürich.
Trotzdem steht Ärger bevor. Der Flughafen will die Gebühren für die Airlines und Passagiere erhöhen. Seit wenigen Wochen wird verhandelt. In einem ersten Versuch soll der Flughafen Erhöhungen von insgesamt 25% auf den Tisch gelegt haben, wie die «NZZ am Sonntag» aus gut unterrichteter Quelle erfahren hat. Die Swiss soll sich geweigert haben, auf diesen Vorschlag überhaupt einzutreten. Offiziell will weder der Flughafen noch die Swiss noch die Air Berlin als zweitgrösste Airline in Zürich Stellung nehmen. «Zu laufenden Verhandlungen können wir nichts sagen», lautet der Tenor.
Der Flughafen liess immerhin zur Frage der anvisierten Erhöhungen verlauten: «Wir wollen mittelfristig in der Lage sein, mit unseren Gebühren die Kosten im Fluggeschäft decken zu können.» Die Sprecherin verweist auf die hohen Investitionen, die der Flughafen ständig tätige und die bezahlt werden müssten: «Qualität hat ihren Preis.»
«Die Positionen liegen Lichtjahre auseinander», bestätigt ein weiterer Insider, der die Sachlage kennt. Die Swiss erwartet eine Senkung der Gebühren und argumentiert auch mit den Erträgen aus den Parkhäusern und den Shopping-Passagen, die es ohne ihre Kunden gar nicht geben würde. Der Flughafen will aber die vorhandene Quersubventionierung eindämmen.
Die Airlines bezahlen den Flughäfen für eine Vielzahl von Dienstleistungen Gebühren: Start-, Lande-, Park-, Gangway-, Energie-, Enteisungsgebühren. Dazu kommen Staatssteuern auf CO2-Ausstoss, Sicherheits- und Lärmgebühren. Die Abfertigung eines Airbus A320 kostet rund 4500 Fr. in Zürich, ein grosser A340 schlägt mit fast 10\'000 Fr. zu Buche. Das alles reichen die Gesellschaften letztlich an die Passagiere durch. Im Vergleich mit anderen europäischen Flughäfen liegt der Flughafen Zürich im Mittelfeld. Angesichts der finanziell angespannten Lage vieler Fluggesellschaften wollen die aber selbst von moderaten Gebührenerhöhungen nichts wissen.
Bis im Juni haben die Delegationen Zeit, um sich zu einigen. Danach muss das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) einen Vorschlag des Flughafens bewerten und, wenn er der Gebührenverordnung entspricht, auch gegen den Protest der Fluggesellschaften gutheissen.
Bis dahin dürften die Pläne des Flughafens noch einiges an Opposition hervorrufen. Der Preisüberwacher Stefan Meierhans hat sich schon positioniert. Er schrieb im Herbst 2012 deutsch und deutlich: «Der Bundesrat hat (. . .) leider eine Verordnung verabschiedet, die den Betreibern der Flughäfen erlaubt, an der privilegierten Lage mit Läden und Parkhäusern überhöhte Gewinne abzuschöpfen, anstatt dafür zu sorgen, dass diese zweckgebunden für die Finanzierung der Infrastruktur verwendet werden.»