Andreas Schürer
Die Zumiker Stiftung gegen Fluglärm lobbyiert weiter für ihr «menschenfreundliches Betriebskonzept für den Flughafen Zürich» (NZZ 5. 10. 12). Ihr Vorschlag sieht unter anderem vor, dass der Flughafen am Morgen erst ab 6 Uhr 30 statt ab 6 Uhr angeflogen werden darf. Der der Stiftung nahe stehende Heiner Graafhuis hat nun am Wochenende eine Petition lanciert, die diese Kernforderung aufnimmt und zudem eine achtstündige Nachtruhe verlangt. Heute beträgt diese de facto 6,5 Stunden; es darf von 6 bis 23 Uhr gelandet und gestartet werden, bei Verspätungen bis 23 Uhr 30.
Unterstützt wird Graafhuis von den Vereinen Flugschneise Süd – Nein (VFSN) und Bürgerprotest Fluglärm Ost (BFO). Graafhuis begründet seinen Vorstoss damit, dass eine achtstündige Nachtruhe für die Gesundheit der Fluglärm-Betroffenen bedeutsam sei. Das Wohlbefinden der Bevölkerung dürfe nicht weniger ins Gewicht fallen als Wachstumsbedürfnisse des Flughafens und der Fluggesellschaften. Bis am Montag Nachmittag unterzeichneten rund 600 Personen die Petition. Graafhuis\' Ziel ist ambitioniert: «Um mit dem Vorstoss zu Bundesrätin Doris Leuthard zu gehen, brauchen wir schweizweit wohl schon 50\'000 Unterschriften.»
Hub-Betrieb gefährdet
Für den Flughafen Zürich ist eine achtstündige Nachtruhe «unrealistisch», sagt die Sprecherin Sonja Zöchling. Der heutige Hub-Betrieb wäre unter diesen Bedingungen nicht zu gewährleisten – womit auch der Auftrag des Bundes, die wichtigsten Metropolen der Welt mit Direktverbindungen zu erschliessen, nicht mehr erfüllt werden könnte. Zöchling verweist darauf, dass erst im Jahr 2010 die Nachtruhe um eine Stunde auf heute 6,5 Stunden verlängert worden sei. Sie sagt: «Mehr erträgt es nicht, wir haben bereits heute eine der strengsten Nachtflugregelungen Europas.»
Gar nicht zufrieden mit der heutigen Regelung ist wie der VFSN und das BFO auch der Schutzverband der Bevölkerung rund um den Flughafen. Er bemängelt, dass die Flüge während der Nachtsperrzeit laufend zunähmen und er fordert Einsitz in der Monitoring-Gruppe des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl). Diese überwacht, ob Bewilligungen für Flüge während der nächtlichen Sperrzeit aus «unvorhersehbaren ausserordentlichen Ereignissen» gerechtfertigt waren. Das Bazl lehnt die Mitwirkung ab. Die Sprecherin Mireille Fleury sagt, Zürich werde in der Monitoring-Gruppe durch Kantonsvertreter repräsentiert. Der Vorwurf, dass die nächtliche Sperrzeit zunehmend umgangen werde, treffe nicht zu. Die Monitoring-Gruppe stelle fest, dass sich alle Beteiligten bemühten, die Nachtflugsperre bestmöglich einzuhalten. Ebenfalls eine Absage erteilt das Bazl der Forderung nach einer achtstündigen Nachtruhe. Eine solche Beschränkung führe zu weit, sagt Fleury.
BDP begrüsst Pistenausbau
Einen anderen Akzent in der gegenwärtig hektischen Flughafen-Diskussion setzt die Zürcher BDP. Nach internen Beratungen stimmen sowohl der BDP-Nationalrat und Dübendorfer Stadtpräsident Lothar Ziörjen sowie die Kantonsratsfraktion den geplanten Verlängerungen der Pisten 28 und 32 zu. Marcel Lenggenhager, Chef der sechsköpfigen BDP-Fraktion, sagt: «Der Ausbau ist nötig, weil er die Sicherheit verbessert – ein Kapazitätsausbau ist damit nicht verbunden.»