Die Lufthansa, der Mutterkonzern der Swiss, will eine konzernübergreifende Servicegesellschaft für die Verwaltung
Die Lufthansa will Verwaltungsbereiche ins billige Ausland auslagern
Von Cornelia Krause
Zürich Den Sparübungen des Mutterkonzerns Lufthansa werden bei der Swiss rund 100 Stellen zum Opfer fallen. Die Arbeitsplätze in den Bereichen Personal, Finanzen und Einkauf sollen in eine konzernübergreifende Servicegesellschaft ausgelagert werden. In Lufthansa-Kreisen heisst es gar, bei der Swiss seien zwischen 100 und 200 Stellen von der Auslagerung betroffen. Swiss-Sprecherin Susanne Mühlemann räumt gegenüber der SonntagsZeitung eine «Stellenzahl im oberen zweistelligen Bereich» ein.
Schweiz bei Standortsuche nicht berücksichtigt
Über die Details des Projekts Globe will die Swiss offiziell im ersten Quartal 2013 informieren. Die Umsetzung werde zwischen 2013 und Mitte 2015 erfolgen, sagt Mühlemann.
Kündigungen im grossen Stil will die Swiss vermeiden oder zumindest sozialverträglich durchführen. Mühlemann betont zudem, dass die Swiss trotz Abbau in der Administration im Flugbetrieb weiterhin Stellen aufbauen wolle.
Klar ist jedoch mittlerweile: Die Schweiz wird bei der Suche nach Standorten für die neue Servicegesellschaft nicht berücksichtigt, auch wenn die Swiss-Geschäftsleitung zunächst darauf gehofft hatte. Im Gespräch seien neben einem Standort in Deutschland etwa das polnische Krakau, Budapest, Bangkok und Mexiko, heisst es in Lufthansa-Kreisen. Entschieden wird darüber im neuen Jahr.
Derzeit erstellt die Lufthansa mit den einzelnen Konzerngesellschaften einen Migrationsplan. Die Devise lautet: So günstig wie möglich. Es heisst, das Sparpotenzial von Globe belaufe sich für den gesamten Konzern auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
Die Schweizer Luftfahrtgewerkschaft SEV-Gata kündigt bereits Widerstand an. «Sollte die Sparübung bei einer der nach wie vor erfolgreichsten Airlines inner- und ausserhalb des Lufthansa-Konzerns auf dem Buckel des Personals erfolgen, wird dies nicht hingenommen», sagt Präsident Philipp Hadorn.
Besonders bitter stosse auf, dass die einstige Rettung der Swiss mit Steuergeldern ganz klar die Sicherung der Arbeitsplätze in der Schweiz beinhaltet habe. «Dass jetzt gar ganze Bereiche in Billiglohnländer verschoben werden sollen, schadet der Marke Swiss, dem Image der Schweiz und generell unserer Volkswirtschaft.» Zudem zweifelt der SP-Nationalrat am Erfolg der Sparübung: Frühere Outsourcing-Versuche der Swiss, etwa bei Callcentern, hätten sich nicht bewährt und seien teilweise wieder rückgängig gemacht worden. Hadorn wartet nun auf weitere Informationen seitens der Swiss-Geschäftsleitung. Kommende Woche ist ein Treffen mit den Sozialpartnern geplant.
Die neue Servicegesellschaft soll eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Lufthansa werden. Konzernweit werden 1100 Stellen zusammengefasst und ausgelagert, wie jüngst aus einem Interview mit zwei Konzernvorständen in der Mitarbeiterzeitung «Lufthanseat» hervorging, Am stärksten trifft es das Personal in Deutschland mit 700 Stellen. Es sei leider absehbar, dass auch verdiente Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren würden, heisst es in dem Interview.
Im Hinblick auf die Swiss ist noch unklar, ob - unabhängig von Globe - auch im IT-Bereich Zusammenlegungen mit anderen Konzernabteilungen anstehen. In Lufthansa-Kreisen ist von entsprechenden Plänen die Rede. Die Swiss will sich dazu nicht äussern. Grundsätzlich würden jedoch Synergien in allen Bereichen geprüft, heisst es.
Die Lufthansa selbst streicht in der Schweiz über 30 Stellen
Unterdessen hat auch die Lufthansa selbst in der Schweiz einen Stellenabbau beschlossen. An den Flughäfen Zürich, Genf und Basel werden über 30 Stellen ausgelagert, bestätigt Lufthansa-Sprecher Christoph Meier. Konkret geht es zum Beispiel um Bodendienste wie das Ausstellen von Tickets.
Das Ticketing der Swiss macht seit Jahren die Dienstleistungsgesellschaft Swissport. Es liegt daher nahe, dass Swissport auch von der Lufthansa den Zuschlag für die Aufgabe erhält.