Inga Struve
«Es gibt zurzeit nichts zu tun», begründet Heinz Rauch von Rigel28! die Aktivitätspause der Interessengemeinschaft mit dem langen Namen Rümlanger IG zur Erhaltung der Lebensqualität und gegen den Ausbau der Piste 28 Rigel28! (siehe Kasten). «Wir können vorläufig nichts bewirken und stellen die IG aufs Trockendock.» Aber: Bei Bedarf könne und wolle sich Rigel28! neu formieren. «Wir halten Augen und Ohren offen und bleiben weiterhin vernetzt, auch im Dachverband und mit den anderen Bürgerorganisationen.»
Rümlang eine Stimme geben
Mit der verlorenen Behördeninitiative vom vergangenen November steht nun als Nächstes der Entscheid im SIL-Prozess an (SIL steht für Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt). Dabei bestimmt der Bundesrat voraussichtlich bis Mitte Jahr jene Variante, die als Grundlage fürs definitive Betriebsreglement des Flughafens gilt. Eine der drei verbleibenden Varianten beinhaltet einen möglichen Pistenausbau. Sollte es somit zu einer Abstimmung über ein konkretes Ausbauprojekt kommen, werde Rigel28! wieder aktiv. «Das erwartet die Bevölkerung von uns, da fühlen wir uns verpflichtet», so Rauch.
Wenn ausserdem in der Zwischenzeit Kommentare oder Erklärungen nötig seien, melde sich die IG ebenfalls, führt Edwin Bliggenstorfer weiter aus und blickt zurück: Als ihm 1995 bei der zweiten Ausbau-Etappe klar geworden sei, dass Rümlang von aussen überhaupt nicht wahrgenommen werde, habe er beschlossen, sich zu engagieren. «Es konnte ja nicht sein, dass wir uns von Auswärtigen bestimmen lassen», so Bliggenstorfer. «Wir waren direkt betroffen und wollten unserem Dorf eine Stimme geben.»
«Keine Kampfgruppe»
Durch die Initiative von Anita Hürlimann ist schliesslich im Frühjahr 2005 nach Absprache mit Gemeindeund Kantonsrat Thomas Hardegger ein Steuerungsausschuss gebildet und die Interessengemeinschaft unter dem Namen Rigel28! gegründet worden.
Rigel28!
In der Kerngruppe der Rümlanger Interessengemeinschaft zur Lebenserhaltung und gegen den Ausbau der Piste 28 (Rigel28!) haben sich Doris und Ruedi Arnet, Edwin Bliggenstorfer, Silvana Däppen, Anita Hürlimann sowie Regine und Heinz Rauch-Straub engagiert. In den Anfangszeiten war zudem Catherine Kränzlin dabei. Von ihr stammt das Logo der IG.
Mittlerweile zählt die IG gemäss Rauch weit über 200 Interessierte. «Wir sind kein Verein mit Mitgliedern, sondern seit jeher eine kreative Gruppe mit loser Struktur, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Bevölkerung durch sachliche Information zu sensibilisieren.»
Und bei aller Vehemenz, mit der ein Pistenausbau bekämpft wurde, seien sie sich immer bewusst gewesen, dass viele Rümlanger am Flughafen arbeiten, betont Rauch. «Wir sind keine aggressive Kampfgruppe.» Hingegen habe Rigel28! sachbezogen und ideenreich aufs Thema fokussieren, und nicht gegen den Flughafen im Grundsatz kämpfen wollen. So ist Rigel28! als kleinste Organisation innerhalb der Bürgerbewegungen oft auch unkonventionell aufgefallen: Einmal wurden die Leute aufgefordert, statt Geld Müsli oder andere Riegel zu spenden, welche die IG danach gewinnbringend verkauften konnte. Zweimal wurde die Bevölkerung zu einer Pistenrandbegehung eingeladen. Ein andermal erhielt die amtierende Kantonsratspräsidentin eine übergrosse Postkarte überreicht und wieder ein andermal machte ein riesiger Gesslerhut auf die Anliegen der IG aufmerksam. Gemeinsam mit den anderen Bürgerorganisationen sei mit diesen und anderen Aktionen erreicht worden, dass der Flughafen nicht mehr um sie herumkomme, freut sich Bliggenstorfer. Und: «Rigel28! hat etwas bewirkt», ergänzt Rauch.
Nicht zufrieden seien sie vor allem damit gewesen, dass die vom Lärm betroffenen Gemeinden bei der Abstimmung im November 2011 eine Pistenverlängerung ablehnten und die nicht betroffenen Gemeinden hingegen zustimmten. «Eine gewisse fehlende Solidarität hat uns enttäuscht», so das Fazit von Bliggenstorfer.
Geldspende an Pigna
Finanziert hat sich die IG durch Beiträge der Interessierten, deren Höhe jeder selbst bestimmen konnte. Nun, da sich Rigel28! potenziell in einen längeren Winterschlaf begibt, sind 1000 Franken an die Klotener Stiftung Pigna, die sich für Menschen mit einer Behinderung einsetzt, gespendet worden. Dazu Rauch: «Wir wollten das Geld für Menschen einsetzen, die um den Flughafen herum leben und die durch unsere Spende an Lebensqualität gewinnen.»(ist)