Die Flughafenvorlagen verhinderten mögliche Verbesserungen. Deshalb lehnt sie Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) ab.
Die Sozialdemokraten wollen den Kapazitätsausbau des Flughafens mit zwei Vorlagen einschränken. Sie nicht. Warum?
Die Frage ist falsch gestellt. Der SP und mir geht es um den Schutz der Bevölkerung vor Lärm. Ich glaube aber, dass wir uns nicht alle Optionen verbauen dürfen, sondern Handlungsspielraum offenhalten müssen. Beide Vorlagen würden dies verunmöglichen. Die Zürcher Stimmbevölkerung hat schon heute das Recht, über jedes Neu- und Ausbauprojekt an Pisten abzustimmen. Das ist viel wichtiger und sinnvoller als ein generelles Bauverbot. Zudem wäre eine Annahme der Vorlagen ein problematisches Signal gegenüber Deutschland. Dort würde es so ankommen, als ob es jetzt keinen Spielraum für Lösungen mehr gäbe. Um die lärmbelastete Bevölkerung zu entlasten, muss in diese blockierte Situation aber endlich Bewegung kommen.
Ihre Parteigenossen Moritz Leuenberger und Elmar Ledergerber vertreten ähnliche Positionen. Führen die Differenzen zu Konflikten mit der SP?
Nein.
Lehnen Sie die Vorlagen nur als Stadtpräsidentin und FlughafenVerwaltungsrätin ab oder auch als Sozialdemokratin?
Ich mache hier keine Spaltung. Mir geht es um das Wohlergehen unserer Stadt und ihrer Bevölkerung. Es muss das Ziel bleiben, die Menschen mit möglichst wenig Lärm zu belasten.
Schwamendingen leidet unter den Südanflügen. Würde da eine Einschränkung des Flugverkehrs nicht helfen?
Als dicht besiedeltes Quartier wird Schwamendingen ohne Zweifel sehr stark belastet. Das ist ein äusserst unguter Zustand. Doch gerade im stark bewohnten Süden des Flughafens könnten Anpassungen am Pistensystem die Bevölkerung von Lärm entlasten und zudem Sicherheitsrisiken verringern. Diese Chance würden wir uns mit einer Annahme der Vorlagen verbauen.
Wie stark soll der Flughafen in den kommenden Jahren wachsen?
Der Flughafen ist und bleibt eine äusserst wichtige Infrastruktur für unsere Stadt und die ganze Region. Das Ziel ist nicht Wachstum als Selbstzweck, sondern dass der Flughafen seine Funktion auch künftig in guter Qualität erfüllen kann. Er soll wirtschaftlich solid sein und die Bevölkerung in möglichst geringem Mass belasten.
Tages-Anzeiger, 04.11.2011, Seite 15