Zürich-Kloten: Wohin mit dem Fluglärm? (BZ)

Publiziert von VFSNinfo am
Nervosität am Hochrhein und in Zürich vor dem Ende der deutsch-schweizerischen Verhandlungen.

Über dem Hochrhein dröhnen nach wie vor die Flugzeugmotoren im Anflug auf Zürich-Kloten. Doch politisch war es lange Zeit still geworden ums Thema Fluglärm. Ein deutliches Indiz, dass die deutsch-schweizerischen Verhandlungen im entscheidenden Stadium stehen. Obwohl immer noch niemand sagen kann, wie eine Lösung dieses Konflikts um den Zürcher Flughafen aussehen könnte.

Der emotionale Ausbruch der Bundesrätin Doris Leuthard vergangene Woche mochte dem Schweizer Wahlkampf geschuldet sein. Doch "Taliban" nennt man eigentlich niemanden, mit dem man in den nächsten Monaten einen Kompromiss schließen will. Es zeigt nur, dass in Zürich die Nerven blank liegen: Der Streit um die Anflugrouten muss beendet werden. Aber nachgeben will keine der beiden Seiten.

Wenn Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann heute zu Gesprächen in den Aargau reist, wird Fluglärm dort kein Streitthema sein. Der Aargau ist, freilich eher insgeheim, Anhänger der deutschen Haltung, die die Anflüge von Norden weiter einschränken möchte. Denn die Flugzeuge brausen noch tiefer über den Kanton nördlich von Zürich hinweg. Doch aufhalten können sie nur die Deutschen – wie mit ihrer einseitigen Verordnung, die seit zehn Jahren die Zahl der Anflüge über deutschem Terrain auf 80 000 im Jahr begrenzt sowie Flugverbote nachts, an Wochenenden und Feiertagen festgelegt hat.

Seit zehn Jahren behaupten Kanton und Flughafen Zürich, dass diese Regelung den Airport wirtschaftlich stranguliere. Abgesehen von konjunkturellen Einbrüchen ist aber das Gegenteil der Fall: Die Zahl der Passagiere ist seit 2003 um fünf Millionen gewachsen auf fast 23 Millionen im Jahr 2010. Doch das Wachstumspotenzial mag noch größer sein. Was die Zürcher allerdings gerne ausblenden, ist die Tatsache, dass ihre Ausbaupläne auch in der Schweiz selbst auf Widerstand stoßen. Der Versuch, die vielfältigen Konflikte um Anflugrouten durch Mediation zu bändigen, ist kläglich gescheitert.

Der Berner Lösungsvorschlag hört sich simpel an: möglichst wenige Menschen mit möglichst wenig Lärm zu belästigen und zugleich dem Flughafen seine Chancen zu lassen. Das hieße, die An- und Abflugrouten so zu ziehen, dass sie die dicht bevölkerte Region Zürich meiden – wohl zu Lasten der recht dünn besiedelten Landkreise am Hochrhein, die allerdings ohne die ausgefeilten Schweizer Lärmschutzvorschriften auskommen müssen. Bürger und Politiker bestehen deshalb auf einer gerechten Verteilung der Flugbewegungen rund um Kloten. Das von der Bundesregierung mitgetragene Lärmgutachten dürfte ihnen darin nicht hilfreich sein – weshalb man auch auf der deutschen Hochrheinseite trotz der verbalen Unterstützung der grün-roten Landesregierung dem Verhandlungsergebnis zu Recht mit einiger Nervosität entgegenschaut.

Badische Zeitung, 31.08.2011


Kommentar VFSN: Ja, das Lärmgutachten ist für Deutschland wirklich sehr ärgerlich. Beweist es doch, dass Deutschland keinen Fluglärm hat, dass die Flugzeugmotoren eben nicht dröhnen - und trotzdem veranstaltet man weiterhin ein Theater, welches an einen Glaubenskrieg erinnert. Vielleicht hätte Frau Leuthard statt "Taliban" besser den Ausdruck benutzt den sie damit wohl gemeint hat: Glaubenskrieger.


Ausblick und Anlässe:

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