Von Liliane Minor
Kloten – Am 27. November stellen die Stimmberechtigten im Kanton Zürich eine wichtige Weiche für die Zukunft des Flughafens. Dann stehen zwei Vorlagen zur Abstimmung, die beide ein Verbot für den Neu- und Ausbau von Pisten am Flughafen Zürich fordern. Eine davon stammt ursprünglich aus der Feder von Anrainergemeinden und wurde vom Kantonsrat unterstützt. Die zweite ist ein Gegenvorschlag der Südgemeinden und verlangt zusätzlich zum Ausbaustopp auch ein Verbot von neuen Rollwegen und neuen Flugrouten sowie ein weitgehendes Vetorecht des Kantons Zürich im Flughafen-Verwaltungsrat.
Gestern nun haben die Befürworter die Kampagne für ein doppeltes Ja gestartet und ihr Plakat präsentiert, das eine von Flugzeugen umschwirrte Sonne zeigt, die einen Gehörschutz trägt. Es ist ein breites Bündnis, das unter dem Slogan «Leben statt Lärm» auftritt: Mit von der Partie sind der Schutzverband, die Gemeinden der IG Nord, der IG West und der Region Ost sowie der Bürgerprotest Fluglärm-Ost. Die Parole ist nicht selbstverständlich, denn der Gegenvorschlag verlangt indirekt ein Verbot der Südanflüge, was vor allem dem Osten und Norden mehr Lärm brächte. «Dennoch ist ein doppeltes Ja aus taktischen Gründen sinnvoll», sagte Ursula Moor, Gemeindepräsidentin von Höri und Präsidentin des Schutzverbands. «So verhindern wir, dass die Ja-Stimmen regional aufgesplittert werden.» In der Stichfrage empfiehlt das Bündnis, die ursprüngliche Vorlage dem Gegenvorschlag vorzuziehen. Die Befürworter sind überzeugt, dass der Flughafen auf einen Pistenausbau verzichten kann. Zwar sehe der Bund vor, dass die geplanten Pistenverlängerungen lediglich dem Lärmschutz dienten, das aber halten die Befürworter eines Ausbaustopps für unrealistisch. Dafür seien die Kosten von 2,4 Milliarden Franken zu hoch. Nicht im Bündnis dabei sind die Südgemeinden und der Verein Flugschneise Süd – Nein. Nur der Schwamendinger Verein Zürich Nord gegen Fluglärm plädiert auch für ein doppeltes Ja.
Tages-Anzeiger, 15.06.2011, Seite 14
Kommentar VFSN:
Wir hoffen, dass die Stimmbürger auf den faulen Trick des rein taktischen doppelten JA nicht reinfallen. Die wahre Meinung des Schutzverbandes: Offener Brief von P. Staub an Verein Südschneise zum Referendum zur Behördeninitiative "keine Pistenausbauten"
Zusammengefasst: Die Anhänger eines PistenAusbaustopps lehnen eine geringfügige Verlängerung (450 m) der Ostpiste ab, obwohl diese Verlängerung lediglich der Sicherheit dient und nicht zu einer Kapazitätserhöhung führt. Man befürwortet jedoch die kapazitätserhöhenden Schnellabrollwege auf der Südpiste und den Bau von über 100\'000 Meter neuer Flugstrassen im Süden.
Das alles unter dem Deckmantel "Bevölkerungsschutz"!