Die Nachtruhe am Flughafen ist ab heute Donnerstag eine Stunde länger. Starts und Landungen dürfen nur noch bis 23 Uhr geplant werden. Verspätete Maschinen können noch bis 23.30 Uhr landen oder starten. Bis anhin war eine Stunde später Schluss.
Für die Bevölkerung in den An- und Abflugschneisen bedeutet das eine deutliche Erleichterung. Zwar sind bereits heute keine Flüge mehr nach 22.45 Uhr geplant. Ein Blick ins Lärmbulletin zeigt aber, dass nach 23 Uhr noch längst keine Ruhe herrscht. Im Juni beispielsweise starteten in der Stunde vor Mitternacht 136 Flugzeuge Richtung Norden, 51 landeten von Osten her, 16 von Süden. Entsprechend grosse Hoffnungen setzen die Anwohnervereinigungen in die verlängerte Nachtruhe. «Wir haben fast täglich Flüge bis Mitternacht», sagt Fritz Kauf, Co-Präsident der Bürgerprotest Fluglärm Ost. «Und schlafen kann man immer erst nach dem letzten.»
Ausnahmen sind zu erwarten
Allerdings bleibt Kauf skeptisch, ob die Anwohner wirklich mit mehr Ruhe rechnen können. Auch Thomas Morf, Präsident des Vereins Flugschneise Süd Nein, fürchtet, dass der Flughafen grosszügig Ausnahmen gewähren werde. Mindestens bis zum Flugplanwechsel im September könne es vermehrt zu Ausnahmen kommen, bestätigt Flughafensprecherin Sonja Zöchling: «Die Verlängerung fällt mitten in die laufende Flugplanperiode, und zudem ist Ferienzeit. Da kommt es schnell zu Verspätungen.» Der Flughafen werde aber sicher jedes Mal genau prüfen, ob ein späterer Flug bewilligt werden könne.
Peter Staub, bis vor kurzem Präsident des Schutzverbands, appelliert an den Flughafen, sich mit Ausnahmen zurückzuhalten: «Es geht nur so. Wenn einer eine Bewilligung erhält, kommen sofort andere und wollen auch eine.» Normalerweise sind es vor allem Ambulanzflüge, die spätnachts noch fliegen dürfen. Aber auch Grossanlässe wie die Fussball-EM, technische Störungen, Streiks oder Unwetter können Grund für Ausnahmebewilligungen sein.
Entscheid gegen den Flughafen
Dass die neue Nachtruheregelung genau zum jetzigen, eher ungünstigen Zeitpunkt in Kraft tritt, liegt daran, dass ihr ein langes politisches und juristisches Tauziehen vorausging. Ursprünglich hätte die Verlängerung gleichzeitig mit dem geplanten neuen Betriebsreglement eingeführt werden sollen, aber gegen dieses sind von allen Seiten Beschwerden hängig.
Der Flughafen wollte die Verlängerung deshalb vorzeitig in Kraft setzen, verlangte aber gleichzeitig das Recht auf eine flexiblere Pistennutzung. Dagegen wehrten sich Anwohner und Gemeinden. Das Bundesgericht entschied gegen den Flughafen und setzte die Nachtruhe auf heute Donnerstag in Kraft, vertagte aber den Entscheid über die Pistennutzung.