Seit Jahren kämpft der Verein Flugschneise Süd - Nein gegen Überflüge der Region im Süden des Flughafens. An der Generalversammlung in Fällanden zeigte er keine Ermüdungserscheinungen.
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Kopfschütteln war eine häufig zu beobachtende Reaktion am Montagabend in der Zwicky-Halle Fällanden. Gründe lieferten den rund 200 anwesenden Mitgliedern des Vereins Flugschneise Süd - Nein (VFSN) an ihrer achten Generalversammlung unter anderem die Urteile des Bundesverwaltungsgerichts. Urban Scherrer, beim VFSN für rechtliche Fragen zuständig, orientierte: «Die Einführung des gekröpften Nordanflugs wird abgelehnt. Südanflüge sind generell während, aber auch ausserhalb der deutschen Sperrzeiten, also den ganzen Tag erlaubt.»
Dass dieses Urteil innerhalb von nur sechs Monaten von ausgerechnet derjenigen Richterin gefällt wurde, die seit sechs Jahren über die Südanflüge urteilen sollte, irritierte die Anwesenden. Durch den noch ausstehenden Entscheid sind die derzeit praktizierten Südanflüge für den VFSN klar rechtswidrig.
Kopfschütteln über «Alibi-Übung»
Ebenso heftiges Kopfschütteln löste die Schilderung über die vor den Richtern in Bern im November und Dezember 2009 erfolgten öffentlichen Anhörung aus. Das Gericht folgte den Argumenten des VFSN nicht, der beispielsweise vorgeschlagen hatte, dass die Piste für Ostanflüge, die praktisch immer zur Verfügung stehe, zur Entlastung der Südanflüge beitragen könnte. Der Umstand, dass die Richter bereits neun Tage nach dem letzten Verhandlungstag das 436 Seiten starke Urteil gefällt hatten, habe die Anhörung in Bern zur Alibi-Übung degradiert, hiess es am Montag an der Generalversammlung des Vereins.
Volk hat das letzte Wort
Seit der Gründung des VFSN im Jahr 2002 will der Verein mit allen legalen Mitteln das Überfliegen der südlichen Region des Flughafens Kloten durch zivile Flugzeuge verhindern. Seit Anbeginn steht dem Verein Thomas Morf als Präsident vor. Am Montagabend liess er einschneidende Ereignisse des letzten Jahres Revue passieren. Er kam unter anderem auf die Fairflug-Initiative zu sprechen, die die Fluglärmverteilung mittels Zeitfenstern und Rotationssystem fairer und ausgeglichener gestalten wollte und die kantonal mit 75,2 Prozent deutlich verworfen wurde.
Auch die Behördeninitiative I, die eine Plafonierung bei 320\'000 Flugbewegungen und acht Stunden Nachtruhe verlangte, wurde abgelehnt, angenommen wurde jedoch die Behördeninitiative II, welche verlangt, dass sich die Regierung auf allen Ebenen gegen Erweiterungen des Pistensystems einsetzt. Dagegen ergriffen aber sogleich einige bürgerliche Parlamentarier das sogenannte Kantonsreferendum, sodass das Volk zum Pistenausbau-Stopp das letzte Wort haben wird. Die Abstimmung wird voraussichtlich im zweiten oder dritten Quartal dieses Jahres erfolgen.
Schulterschluss mit Gemeinden
An der Generalversammlung wurde auch der Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL), das Planungs- und Koordinationsinstrument des Bundes für die zivile Luftfahrt, zum Thema gemacht. Im Bericht Variantenoptimierung vom 29. Januar 2008 werden drei optimierte Varianten vorgestellt - alle mit Südstarts straight und somit der neuen Möglichkeit, über den schon strittigen südlichen Landekorridor neben unlimitierten Südanflügen auch Starts zuzulassen. Dadurch könnten sich nicht kreuzende Starts und Landungen durchgeführt werden, was als Voraussetzung dafür gilt, die noch ungenutzte maximale Kapazität des Flughafens Kloten von jährlich bis zu 36 Millionen Passagieren auszuschöpfen. Aktuell werden, die rund 8 Millionen reinen Transferpassagiere mitgezählt, total knapp 22 Millionen Passagiere abgefertigt.
«Die Behördenvertreter im Fluglärmforum Süd haben sich gegen die Variantenoptimierung vehement zur Wehr gesetzt», erläuterte Lothar Ziörjen, Stadtpräsident von Dübendorf und Mitglied des Steuerungsausschusses des Fluglärmforums Süd, den anwesenden VFSN-Mitgliedern. Das Fluglärmforum Süd ist die Plattform von 32 Gemeinden und Städten im Süden des Flughafens Zürich. Es verfolgt ähnliche Ziele wie der VFSN, allerdings auf politischer Ebene. Das Forum fordert unter anderem die sofortige Einführung des gekröpften Nordanflugs, der seiner Meinung nach technisch möglich sei und weit weniger Menschen mit Fluglärm belasten würde.