Alles bereit für den Riesenvogel (ZOL)

Publiziert von VFSNinfo am
Flughafen Die erste Landung des Airbus A380 soll als Grossereignis zelebriert werden

Die Flughafenbetreiberin Unique möchte die erste Landung eines Airbus A380 in Zürich öffentlich zelebrieren. Beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hat man dafür nur wenig Verständnis.

Oliver Steimann

Als im Sommer 1998 anlässlich des 50. Geburtstags des Flughafens eine Concorde in Zürich landete, wurde sie von Zehntausenden begrüsst. Der Verkehr auf den umliegenden Strassen kam zum Erliegen, überall wollten Schaulustige einen Blick auf den Überschallflieger erhaschen. Auch am 20.und 21. Januar 2010 werden die Flugzeugfans wieder nach Kloten pilgern. Dass der Airbus A380 auf riesiges Interesse stösst, steht für Unique-Sprecher Marc Rauch ausser Zweifel. «Zwar sind die Testflüge unter der Woche, eine genaue Prognose ist deshalb sehr schwierig.» Man gehe aber von mindestens 3000, möglicherweise auch bis zu 10 000 Besuchern aus.

«Möglichst viele zum Flugzeug»
Beim zweitägigen Besuch des Riesenvogels geht es zwar in erster Linie darum, die Verfahren bei Start und Landung, das Manövrieren am Boden und bei der Abfertigung am Dock zu überprüfen. Doch für Rauch ist klar, dass man den Schaulustigen etwas bieten will. Ein solcher Anlass müsse zwar um die Tests herum geplant werden. «Aber wir möchten natürlich möglichst viele Leute möglichst nahe an den Flieger heran bringen.» Bei Unique überlege man sich sogar, das Flugzeug zwischenzeitlich «auszuzäunen»: Wenn die Maschine ausserhalb des Flughafenzaunsparkiert würde, wäre eine öffentliche Besichtigung ohne aufwändige Sicherheitskontrollen möglich.

Beim Bazl in Bern, das die zweitägigen Tests verlangt hat, ist man von diesen Plänen wenig angetan. «Aus unserer Sicht ist das ein Arbeitsflug, und für das ganze Programm bleiben höchstens 24 Stunden Zeit», erklärt Bazl-Sprecher Anton Kohler. Es gehe bei den Tests vor allem darum, diverse Modellrechnungen in der Realität zu überprüfen. Dies gelte insbesondere für die Einhaltung von Mindestabständen bei Pistenmarkierungen und der Hindernisfreiheit am Boden, denn das Vorfeld in Zürich weise verschiedene Unebenheiten auf. «Ich habe meine Zweifel, ob daneben noch viel Zeit für öffentliche Besichtigungen bleibt», so Kohler.

Spezialtraktor angeschafft
Auch bei der Bodenabfertigungsfirma Swissport bereitet man sich intensiv auf den grössten Passagierflieger der Welt vor. «Wir konzentrieren uns dabei weniger auf die Test-Tage, sondern bereiten uns vor allem auf den regelmässigen Einsatz durch die Singapore Airlines vor», erläutert Roland Etter, verantwortlich für die Passagierdienste. Dabei könne man von den Erfahrungen der Swissport-Filiale in Paris profitieren, welche den A380 bereits heute abfertigt. Ausserdem habe man früher auch Swissair-Jumbos mit knapp 400 Passagieren bedient, «deshalb macht uns das neue Flugzeug nicht nervös. Aber wir haben Respekt vor der Aufgabe».

Bei Swissport hat der Grossraumjet bereits verschiedene Investitionen ausgelöst. So musste ein stärkerer Push-Back-Traktor angeschafft werden, damit das Flugzeug überhaupt vom Dock weggeschoben werden kann. Auch für die Enteisung des Riesenvogels reichten die bestehenden Geräte nicht aus, so Etter: «Wir haben Spezialisten aus Dänemark eingeflogen, welche die Auslegearme unserer De-Icing-Lastwagen verlängert haben.» Die Heckflosse eines A380 reiche bis auf etwa 24 Meter über Boden, weshalb man auch mehr Druck auf den Leitungen benötige. Im täglichen Betrieb müsse alles reibungslos funktionieren, so Etter. Sonst riskiere man, dass Singapore Airlines wieder andere Flugzeuge nach Zürich einsetzt, «und dann wären unsere Investitionen verlorenes Geld».


Landung ist auf allen Pisten möglich
Der Airbus A380 werde in Zürichwohl nur von Süden her landen können, erklärte kürzlich der Bürgerprotest Fluglärm Ost (BFO). Diese Behauptung sorgte in den Südgemeinden für einige Aufregung - unnötigerweise, wie sich jetzt herausgestellt hat. «Der A380 kann in Zürich grundsätzlich auf allen Pistenlanden, aus unserer Sicht gibt es diesbezüglich keine Einschränkungen», stellt Bazl-Sprecher Anton Kohler klar. Auch Marc Rauch von Unique betont, dass Südanflüge keineswegs zwingend seien. «Die erste Landung am 20. Januar wird von Norden her erfolgen. Es steht heute nur noch nicht definitiv fest, ob auf der Piste 14 oder 16.» Zwar sei es denkbar, dass das Flugzeug nach der Landung für kurze Zeit den Leitstrahl des Instrumentenlandesystems(ILS) für nachfolgende Maschinen abdecke, doch bedinge dies höchstens etwas längere Landeintervalle.
Auch bei der Flugsicherung Skyguide sieht man keine grundsätzlichen Probleme. Gemäss CEO Daniel Weder ist der grössere Sicherheitsabstand ohnehin nötig, weil der A380starke Luftwirbel bildet. (ost)

ZOL, 12.12.2009


siehe auch:
Gezielte Fehlinformation durch den BFO (VFSN)