Im ersten Quartal 2010 will die Schweiz Deutschland ein neues Flughafen-Verhandlungsangebot machen. Für eine Rückkehr zum Nordanflug mindestens am Morgen bestünde in der Schweiz ein bis in den Osten breiter Konsens.
ark. Der Zürcher Fluglärm führt in Süddeutschland zu keinerlei Grenzwertüberschreitungen (NZZ 31. 10. 09). Dies war kurz zusammengefasst das Ergebnis von bilateralen Lärmberechnungen nach deutschen Vorgaben, die im Frühjahr 2008 beim Besuch von Kanzlerin Angela Merkel in der Schweiz vereinbart worden waren. Vereinbart hatte man damals auch, dass die Schweiz nach Vorliegen der Messresultate ein neues Verhandlungsangebot präsentieren solle. Wie weit ist man auf diesem Weg? Laut Daniel Bach, Mediensprecher beim Uvek, laufen derzeit Gespräche auf Ämterebene zwischen dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) und dem deutschen Pendant DLR. Diese seien nie unterbrochen worden, betont Bach.
Man hoffe, dass diese Gespräche bis im ersten Quartal 2010 derart weit gediehen, dass ein Treffen auf Ministerebene anberaumt werden könne. Was den allfälligen Inhalt eines neuen Schweizer Angebots angeht, zeigt sich der Uvek-Sprecher noch bedeckt. «Man wird sicher mit einer Maximalforderung einsteigen», erklärt er. Eine Rückkehr zum Status quo ante, sprich einer prioritären Nordausrichtung des Flughafens ohne deutsche Beschränkungen, betrachtet Bach aber als wenig realistisch.
Am Abend wie gehabt
Beim Flughafen Zürich gibt man sich sehr zurückhaltend. «Wir wollen so schnell wie möglich zurück zur Nordausrichtung», erklärt Sprecherin Sonja Zöchling, mehr könne sie nicht sagen. Dem Vernehmen nach wäre Unique aber zufrieden, wenn man nur schon werktags zwischen 6 und 7 Uhr wieder von Norden anfliegen könnte; inwiefern sich dieser Wunsch auch aufs Wochenende zwischen 6 und 9 Uhr übertragen liesse, ist eine der vielen offenen Fragen.
Im Gegenzug würde man dann die abendlichen Sperrzeiten beibehalten und ab 20 Uhr am Wochenende und ab 21 Uhr werktags wie bisher über den Osten oder bei schlechter Sicht über den Süden anfliegen. Bei einer derartigen Anpassung des Regimes wäre dann wohl auch der im Süden immer noch geforderte und im Norden verpönte gekröpfte Nordanflug definitiv vom Tisch.
Wie nötig ist Verlängerung?
Im Osten des Flughafens hätte man keine Probleme mit einer derartigen Neuregelung. Laut Fritz Kauf vom Bürgerprotest Fluglärm Ost sei eine einseitige Entlastung des Südens kein Problem, solange der Osten nicht zusätzliche Flugbewegungen, zum Beispiel am Morgen, erhalte. Bekämpfen würde die Organisation hingegen eine Verlängerung der Westpiste 10/28. Bereits heute habe die Piste eine Verfügbarkeit von 94 Prozent, so Kauf. Deshalb bestehe kein Bedarf für eine Verlängerung.
Dies sieht man bei Bund und Flughafen anders. Bundesrat Moritz Leuenberger hatte schon vor einiger Zeit erklärt, er sehe die Verlängerung der Piste 10/28 als mögliches Pfand in Neuverhandlungen mit Deutschland. Der Flughafen erhofft sich von der verlängerten Piste erhöhte Sicherheit und flexiblere Nutzung. Die grosse Unbekannte bleibt die Haltung Deutschlands. Der neue Verkehrsminister Peter Ramsauer wird abwägen müssen, was wichtiger ist: die Klärung des Verhältnisses zur Schweiz oder das Ruhebedürfnis einiger tausend Landsleute an der südlichen Grenze.