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Die heute veröffentlichten Resultate sollen nun eine sachgerechte Basis für eine Lösungssuche beim Fluglärmstreit bilden, wie das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) mitteilte. «Wir streben eine Aufweichung der bestehenden Verhältnisse an», sagte BAZL-Direktor Peter Müller vor den Medien in Bern.
Informell werde die angestrebte Vereinbarung auf einen neuen Staatsvertrag hinauslaufen, hielt Müller fest. Ziel sei es, dass künftig im Raum Zürich weniger Menschen dem Lärm ausgesetzt würden. Das BAZL werde auf die deutsche Seite zugehen und Vorschläge für eine künftige Regelung der An- und Abflüge am Flughafen Zürich unterbreiten. Konkrete Angaben zu den Ideen machte Müller nicht.
Bis anfangs 2010 erwartet Peter Müller erste Verhandlungsergebnisse. Die Installation der neuen deutschen Regierung brauche jedoch Zeit, zudem gehe sein Gegenpart auf deutscher Seite in Pension.
Studie liefert Argumente
Die Studie, die gestützt auf deutsches Lärmrecht durchgeführt wurde, liefere dem BAZL Argumente, dass die Situation in Zürich und Kloten verbessert werden müsste, sagte der BAZL-Direktor weiter. Auf Deutscher Seite werde gemäss den wissenschaftlichen Befunden niemand einem Lärm über 53 Dezibel ausgesetzt. In der Schweiz seien hingegen 80 000 Personen von einem solchen Lärmpegel betroffen.
Der Wert von 53 Dezibel sei halb so laut wie der gesetzliche Maximalwert, präzisierte Müller. Grundsätzlich bestätige die Studie Annahmen, von denen das BAZL bereits ausgegangen war. «Dank wissenschaftlich und methodisch korrekter Aufarbeitung der Daten anerkennen nun aber die Schweiz und Deutschland die Studie als Basis für weitere Verhandlungen», hielt Müller fest.
Im Zusammenhang mit dem Fluglärmstreit zwischen der Schweiz und Deutschland hatten der damalige Bundespräsident Pascal Couchepin und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel 2008 eine bilaterale Fluglärmanalyse zum Flughafen Zürich vereinbart.
Der Bericht bezieht sich auf die Fluglärmverhältnisse der sechs verkehrsreichsten Monate des Jahres 2007. Ferner wurden Lärm- Hochrechnungen für die voraussichtlichen Flugbewegungszahlen im Jahr 2024 (350 000 Bewegungen jährlich) gemacht.
Jahrelanger Streit
Hintergrund des schweizerisch-deutschen Lärmberichts ist der seit Jahren bestehende Fluglärmstreit zwischen den beiden Ländern. Deutschland setzte 2003 nach einem gescheiterten Staatsvertrag eine Verordnung in Kraft, die den Flugverkehr über Süddeutschland mit Nacht- und Wochenend-Sperrzeiten deutlich einschränkte. Deshalb mussten am Flughafen Zürich Südanflüge eingeführt werden.
Nach Abschluss der Fluglärmanalyse sei jetzt die Schweiz mit einem konkreten Vorschlag zur Lösung des Problems am Zug, teilte das süddeutsche Landratsamt Waldshut in einer ersten Reaktion mit. Der zuständige Landrat Tilman Bolacher macht darin deutlich, dass die Messresultate aus süddeutscher Sicht zu keiner Änderung an der bisherigen Position führen. Die Sperrzeiten müssten uneingeschränkt beibehalten werden, fordert er.
Kommentar VFSN: Überrascht? Nein, alle wussten wie die Analyse ausfallen würde! Aber einige wollten und wollen es nicht wahrhaben.
siehe auch:
Gemeinsame Lärmanalyse zum Flughafen Zürich: Ergebnisse liegen vor (BAZL)
Deutsch-schweizerische Fluglärmanalyse liegt vor (NZZ)
Zürich verlangt Ende der deutschen Schikanen (20min)
Neue Argumente im Fluglärmstreit (TA)
Die Südanflüge auf Kloten müssen weg (NZZaS)
Anflüge aus dem Norden sollen Süd- und Ostanflüge ersetzen (Leserbriefe TA)