Flughafen zwischen Wachstum und Lärm (FW)

Publiziert von VFSNinfo am
Zwei weitere Abstimmungen über den Flughafen Zürich – Verteilungsinitiative bringt nur dem Osten Vorteile – Politiker sind gefordert

von Beat D. Hebeisen

Auszug:

Der Flughafen Zürich steht seit Jahren im Dilemma, wie das Wachstum und die aus dem Flugverkehr resultierenden Lärmemissionen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können. Tatsache ist: Die Schweizer Wirtschaft braucht eine optimale internationale Anbindung. Davon profitiert nicht nur der Grossraum Zürich, sondern die ganze Schweiz. Es sind aber letztlich die Stimmbürger des Kantons Zürich, die durch verschiedenste Abstimmungen die Entwicklung des Flughafens geprägt haben (vgl. unten). Jetzt steht ein weiterer Entscheid bevor. Der Zürcher Souverän stimmt am 27. September über die Volksinitiative «für eine faire und ausgewogene Verteilung des Fluglärms um den Flughafen Zürich (Verteilinitiative)» ab.

Was ist fair und ausgewogen?

Die Initiative strebt eine Verteilung der Flugbewegungen an. Abfliegende Jets sollen nach erfolgtem Start auf dem kürzestmöglichen Weg die jeweiligen Flugdestination ansteuern. Gelandet werden soll grundsätzlich von Norden her. Ist das als Folge der deutschen Sperrzeiten nicht möglich, wäre vorgesehen, dass für die Pisten 14, 28, 32 und 34 ein alternierendes Flugregime eingeführt würde. Die Initiative möchte vor allem eine Entlastung im Osten – dort hat der politische Vorstoss seine Wurzeln. Für das mittlere Glatttal brächte das neue Flugregime eine Mehrbelastung. Zudem müssten Flüge über die nördlichen Quartiere der Stadt Zürich geleitet werden. Um diese Region zu schonen, werden heute Südstarts mit einer Linkskurve geflogen.

Untersuchungen des Bundesamts für Zivilluftfahrt im Rahmen des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) zeigen, dass Anflugsysteme mit einer Verteilung der Flugbewegungen deutlich mehr Fluglärm zur Folge hätten. Zudem ist das Flughafenmanagement überzeugt, dass gewisse Verteilungsvarianten während der Sperrzeiten über Süddeutschland aus Sicherheitsgründen nicht möglich sind.

Die Initiative wird kaum eine Chance haben. Der Zürcher Kantonsrat hat sie im Februar mit 161 zu vier Stimmen abgelehnt. Ein Nein empfehlen auch alle Parteien. Die Exponenten des Flughafens äussern sich nicht zur Vorlage. Finanzchef Daniel Schmucki meint im Gespräch lediglich, das oberste Prinzip sei es, möglichst wenig Leute mit Fluglärm zu belästigen.

Finanz und WIrtschaft, 16.09.2009