VON JÜRG RÜTTIMANN
Zürich. – 1\'944\'087 Passagiere zählte die Flughafenbetreiberin Unique im Juni. Die um 1,7 Prozent höher als im Vorjahresmonat ausgefallene Fluggastzahl überrascht, da viele Fluglinien wegen der Krise ihre Flugpläne zusammenstreichen und Flugzeuge stilllegen. Flughafensprecherin Sonja Zöchlin erklärt, dass Zürich im Vergleich zu anderen Flughäfen tatsächlich noch gut dastehe. Im ersten Halbjahr betrug der Passagierrückgang bei Unique 3,8 Prozent, derweil der Flughafen Wien ein Minus von 12,7 Prozent und jener in Frankfurt eines von acht Prozent verkraften musste.
Landen und gleich wieder weg
Dass in Zürich der Passagierrückgang vergleichsweise klein ausfiel, ist allerdings nicht darauf zurückzuführen, dass die Schweizer mehr reisen. Und es kamen auch nicht mehr Reisende in die Schweiz. Verändert hat sich einzig und allein die Zahl der Transferpassagiere. Über 700\'000 Personen, oder mehr als jeder dritte Passagier, sind zum Beispiel im Juni in Zürich gelandet und sofort mit einem anderen Flugzeug wieder weitergeflogen, 7,8 Prozent mehr als im Juni 2008. Dabei handelte es sich gemäss Unique hauptsächlich um Passagiere der Swiss, da sonst lediglich noch Air Berlin einige wenige Umsteigeverbindungen über Zürich anbietet.
Der wachsende Umsteigeverkehr über Zürich offenbart sich denn auch bei den Passagierzahlen der Swiss. Die Schweizer Fluggesellschaft steigerte ihre Passagierzahl im ersten Halbjahr trotz Krise um ein Prozent auf 6,52 Millionen. Da gleichzeitig die Zahl der Flüge stieg, waren die Swiss-Maschinen aber weniger gut besetzt als 2008. Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel begründet die höheren Passagierzahlen mit der «attraktiven Preispolitik» der Fluggesellschaft.
Moskau-New York für 149 Euro
Donzel verschweigt nicht, dass «gewisse Märkte intensiver bearbeitet wurden», um Fluggäste in die Swiss-Flugzeuge zu locken. Konkret äussert sich dies in äusserst tiefen Preisen von Umsteigeflügen über Zürich. Auf ihrer russischen Homepage beispielsweise preist die Swiss den Flug von Moskau nach Bangkok ab 199 Euro und jenen nach New York ab 149 Euro an. Selbst wenn zusätzlich noch die Flughafengebühren berappt werden müssen, sind die Preise für die Umsteigeverbindungen immer noch wesentlich tiefer als die Preise für Direktflüge aus der Schweiz. Derzeit wirbt die Swiss etwa mit Flügen von Zürich nach Bangkok für 1069 Franken und nach New York für 599 Franken. Dass die Passagiere vermehrt mit Billigstangeboten fliegen und auch Business-Class-Buchungen abgenommen haben, hat bei der Swiss aber dazu geführt, dass der Durchschnittsertrag pro Passagier gesunken ist.
Und auch beim Flughafen Zürich ist nicht alles eitel Sonnenschein. Da der Flughafen pro abfliegenden Transferpassagier nur 23 Franken und nicht 40.50 Franken wie bei Lokalpassagieren einnimmt, wird sich die Krise dennoch negativ auf den Flughafen auswirken. Zudem sitzt den Passagieren auch vor und nach dem Flug das Portemonnaie weniger locker: Der Umsatz pro Passagier in den Läden des nur mit einem Flugticket zugänglichen Bereichs sank im Juni im Vorjahresvergleich um gegen 17 Prozent.
Liechtensteiner Vaterland, 17.07.2009
Kommentar VFSN: Wovon der VFSN schon lange warnt (siehe auch VFSN-info Juni 2009), wird nun auch von den Medien vermehrt thematisiert. Der Flughafen Zürich ist ein HUB der Lufthansa und diese gibt den "Tarif" durch. Südlandungen auch ausserhalb der Deutschen Sperrzeiten, Südstarts gerade aus, alles "Wünsche" des Lufthansa Konzerns, damit Millionen von Passagieren mit Dumpingpreisen nach Zürich gelockt werden können. Diese "nachfrageorientierte" Entwicklung ist auch ganz in Sinne von Unique. Sie hilft die Überkapazitäten der 5. Ausbauetappe von rund 10-15 Millionen Passagieren zu minimieren.
Wie lange noch lässt sich Wirtschaft und Politik noch blenden und an der Nase herum führen? Gegen einen Flughafen Zürich, der die Bedürfnisse der Schweizer Wirtschaft (inkl. Tourismus) und Bevölkerung erfüllt ist überhaupt nichts einzuwenden. Aber darum geht es schon lange nicht mehr! Zürich ist eine Drehscheibe der Deutschen Lufthansa und muss optimal deren Bedürfnisse abdecken.