Überhaupt nicht. Zwar gab es tatsächlich einige Ärgernisse, zuletzt vor allem, dass das Bundesamt für Zivilluftfahrt viereinhalb Jahre nach der Antragsstellung durch Unique den gekröpften Nordanflug abgelehnt hat. Das Beispiel zeigt: Die beiden wichtigsten Stakeholders des Schweizer Luftverkehrs vergeuden infolge Nichtkooperation wichtige Zeit. Aber noch ist es für eine aktive und koordinierte Flughafenpolitik nicht zu spät.
Was ist zu tun?
Einerseits muss das Verhältnis zu Deutschland verbessert werden. Andererseits müssen die neuen, weltweit bereits eingesetzten Anflugverfahren auch in der Schweiz umgesetzt werden. Wenn nur eine dieser beiden Herausforderungen bewältigt wird, gehören die Südanflüge der Vergangenheit an.
Das Verhältnis zu Deutschland wird sich so bald nicht verbessern – Stichworte Steinbrück und Steuerstreit.
Nach den Wahlen in Deutschland im Herbst wird sicher Bewegung in die Flughafen-Verhandlungen kommen. Wichtig ist: Das EU-Projekt Sesar, das die Kapazität des Luftraums erhöhen und gleichzeitig die Belastungen um zehn Prozent reduzieren will, ist auch für Deutschland und für die Schweiz verbindlich. Die Umsetzung führt nur über neue Anflugverfahren, mit denen Flughäfen direkter und bevölkerungsschonender angeflogen werden können.
Was heisst das konkret?
Sowohl der direkte Nordanflug wie auch der gekröpfte Nordanflug können so geflogen werden, dass kaum mehr jemand gestört wird. Und zwar dank zweier neuer Anflugverfahren: Dem «Continuous Descent Approach» und der «Required Navigation Performance». Bei Ersterem nimmt der Pilot im Endanflug den Antrieb zurück und sinkt wie ein Segelflugzeug. Bei Zweiterem folgt das Flugzeug via Bordcomputer einem präzise vorgegeben Weg bis zum Aufsetzpunkt – so dass sich sogar Schlangenlinien fliegen lassen.
Neue Anflugverfahren – ist das jetzt das neue Schneiser-Zauberwort?
Das ist kein Zauberwort, das ist von der EU beschlossene Realität. Für die Umsetzung sind nun Verantwortliche gesucht, die nicht nur verwalten, sondern neue Ideen kreativ und zügig umsetzen. Sollten die Chancen nicht genutzt werden, wäre das ein GAU: Man würde weiterhin über städtisches Gebiet anfliegen, obwohl Alternativen vorhanden sind. Dies würde dem Flughafen langfristig schaden. (asü)
* Jacob Zgraggen (Zumikon) ist Präsident der Stiftung gegen Fluglärm.
Podium zum Fluglärm-Streit
Die Gemeinde Zumikon und die Stiftung gegen den Fluglärm laden am nächsten Dienstag zu einem Podium in den Gemeindesaal ein. Als Referenten werden Thomas Borer, ehemaliger Schweizer Botschafter in Deutschland, Nationalrat Hans Kaufmann sowie die Aviatikexperten Olaf Dlugi und Lars Lindberg auftreten. Moderator ist Filippo Leutenegger, Ex-«ArenaDompteur» und heutiger FDP-Nationalrat.
Mit diesem Themenabend wollen die Veranstalter neue Wege zur Lösung des Flughafenstreits aufzeigen. So wird sich Thomas Borer der Frage zuwenden, wie mit Deutschland in der Flughafenfrage zu verhandeln ist. Nationalrat Hans Kaufmann wird zu seiner Motion Stellung nehmen, die den Erwerb deutscher Kampfflugzeuge von der Aufhebung der deutschen Sperrverordnung für den Zürcher Flughafen abhängig macht. Olaf Dlugi und Lars Lindberg werden die Chancen einer umweltgerechten Aviatik und moderner Anflugverfahren für den Flughafen Zürich aufzeigen. (zsz)
Öffentliches Podium: Dienstag, 16. Juni, 19.30 Uhr.
Gemeindesaal Zumikon. Eintritt frei.
ZSZ, 11.06.2009, Seite 2
siehe auch:
Flughafen plant GPS-Flüge (Sonntagszeitung)
Deutsche Sperre gerät unter Druck (ZSZ)
«Flughafen-Problem ist lösbar» (ZSZ)
Europäisches Luftraumprojekt gestartet (Unique)