Der Streit um den Südanflug geht in die nächste Runde. Bei einem Protestmarsch der «Südschneiser» in Zürich müssen sich Regierung und Flughafenbetreiber erneut harsche Kritik gefallen lassen.
Lara Läubil
«Bravo, gut gemacht!» ruft ein älterer Herr am Strassenrand und applaudiert kräftig. Andere bleiben verdutzt stehen und betrachten belustigt die rund 500 Meter lange, gelb leuchtende Menschenmenge, die sich durch die Stadt Zürich wälzt. «Die Flugzeuge fliegen über ihre Wohngebiete», informiert ein Zuschauer einen Touristen über die Gründe des Protestmarschs. Über das 2000-tägige Bestehen der Südanflüge haben an diesem Samstag mindestens ebenso viele Menschen ihren Unmut kundgetan.
«Es ist uns ernst»
Organisiert wurde der Protestmarsch vom Verein Flugschneise Sud Nein (VFSN). «Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass das Problem der Südanflüge noch immer besteht, jetzt schon seit 2000 Tagen», sagt VFSN-Präsident Thomas Morf. Dass das Thema den Leuten immer noch unter den Nageln brennt, beweist die Unterschriftensammlung für das Referendum gegen die Behördeninitiative 2 (sogenanntes Pisten-Moratorium): Binnen dreier Wochen wurden 6500 Unterschriften gesammelt. 3000 sind erforderlich. «Das zeigt, wie ernst es uns im Kampf gegen die Südstarts ist», meint Morf.
Nicht auf Kosten der Bevölkerung
Prominente Unterstützung erhalten die «Schneiser» zudem von Stadträtin Ruth Genner, Nationalrat Filippo Leutenegger und Dübendorfs Stadtpräsident Lothar Ziörjen, welcher jeweils auch an den sonntäglichen Mahnwachen am Flughafen Zürich präsent ist. In den anschliessenden Reden werden einerseits Politiker aus Bund und Kanton andererseits die Akteure des Flughafens kritisiert. «Das Vertrauen in den Rechtsstaat ist nicht mehr da», meint Leutenegger. Er fordere die unverzügliche Behandlung der Beschwerde gegen die Südanflüge.
Immer wieder betont, wird, dass ein Flughafen im Sinne der Bevölkerung betrieben werden soll. «Die Stadt Zürich ist generell für den Flughafen, aber das Flugregime darf nicht gegen die Bevölkerung sein», so Genner. Die Redner werden mehrmals durch lauten Applaus und Jubel unterbrochen - ein Zeichen, dass die Bewohner der Südschneise die Flügel nicht hängen lassen. «Wir werden nicht aufgeben, und wir werden uns durchsetzen», zeigt sich Morf überzeugt.