Menschen im Anfluggebiet von Flughäfen leiden nicht nur unter dem Lärm, sondern leben auch gefährlich - vor allem im Herbst und Winter. Dann steigt das Risiko, dass sich Eisklötze von Flugzeugen lösen. Die kiloschweren Brocken richten oft Schäden an Hausdächern und in Gärten an. Bei den Betroffenen sorgen sie für grosse Verunsicherung.
Zum Beispiel in Trüllikon im Kanton Zürich vor ein paar Wochen: Ein Eisbrocken durchschlägt ein Scheunendach. Auf dem Galerieboden der Scheune finden die Bewohner des anliegenden Bauernhauses neben Ziegelscherben und Dachlattenstücken auch mehrere Eisbrocken. Verletzt wird niemand, doch der Schock ist gross.
Eisbrocken aus der Toilette
Beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) ist das Problem bekannt. «Es kommt tatsächlich vor, dass sich Eisklötze von Flugzeugen lösen», sagt ein Pressesprecher beim BAZL. Diese Art von Eisabstürzen komme vorwiegend in der Nähe von Flughäfen vor, sei aber eher selten.
Für das Phänomen gibt es verschiedene Ursachen: Beim Start können sich Schnee- oder Eisrückstände im Fahrwerk eines Flugzeugs ansammeln. Beim Landeanflug fallen diese Rückstände ab. Ebenfalls denkbar ist, dass sich wegen undichten Trinkwasser- oder Toiletten-Tanks Eis aussen am Flugzeug bildet. Sinkt das Flugzeug in wärmere Luftschichten ab, lösen sich die Eisbrocken.
Das Beweisstück in der Kühltruhe
Auch im luzernischen Aesch und in Bretzwil im Kanton Basel-Landschaft hat man bereits Bekanntschaft mit Eisklötzen gemacht. «Es gab einen richtigen Knall», sagt Stephan Hänggi. Das Haus des Maurers in Bretzwil wurde im letzten Frühjahr getroffen. Bilanz: Zwei zertrümmerte Ziegel und mehrere weitere, die als Folge des Aufpralls aus der Verankerung sprangen.
Den Eisklotz bewahrt Hänggi seither in der Kühltruhe auf - als Beweisstück. Er ist froh, dass der Brocken nur Sachschaden angerichtet hat: «Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn der Eisklotz einen Menschen getroffen hätte.»
Blau, grün oder grau
Betroffene können Vorfälle mit herunterfallenden Eisstücken dem BAZL melden. Um die Suche nach dem verursachenden Flugzeug zu erleichtern, ist das BAZL auf möglichst detaillierte Informationen angewiesen: Datum, genaue Zeitangabe, Ortsangabe des Ereignisses, Wetterbedingungen.
Von Flugzeugen stammende Eisbrocken können unterschiedliche Formen und Farben aufweisen. Eis, welches sich aufgrund eines undichten Toilettenspülwasser-Systems bildet, hat eine bläuliche, grünliche oder gelb-grüne Verfärbung. Derartige Eisstücke, rät das BAZL, sollten nicht von blosser Hand angefasst werden. Die Eisstücke könnten chemische Stoffe beinhalten.
Stammen die Eisklötze vom Trinkwasser-System oder aus dem Fahrwerkschacht, sind sie dagegen eher weiss oder gräulich.
Von welchem Flugzeug kam der Eisblock?
Verantwortlich für die entstandenen Schäden ist der Halter oder Betreiber des Flugzeugs. Doch genau hier liegt das Problem: Es ist schwierig im Nachhinein herauszufinden, von welchem Flugzeug die Eisklötze stammen. Sie können je nach Grösse und Wind über grössere Distanzen verfrachtet werden. Das BAZL ist trotzdem bemüht, derartige Vorfälle aufzuklären.