Maur - Fluglärmgegner begehen 5. Jahrestag der Südanflüge beim Forchdenkmal
Fünf Jahre ist es her seit dem ersten Südanflug. Die Gegner trafen sich deshalb gestern Morgen beim Forchdenkmal. Die Wut ist immer noch gleich gross, die Parolen haben sich nicht geändert.Isabel Heusser
Der Schnee ist an diesem Morgen überall. Das Forchdenkmal liegt um halb sechs Uhr noch im Dunkeln, als ein- zelne Fluglärmgegner Kerzen in Lampions entzünden und diese entlang des Weges zum Denkmal befestigen. Felix Bruppacher aus Egg stapft durch den Schnee und zieht seine Mütze tief ins Gesicht. Er ist einer von rund 150 Personen, die sich gestern Morgen zum Forchdenkmal aufgemacht haben, um den 5. Jahrestag der Südanflüge zu begehen. «Nicht gerade das Wetter, das ich mir gewünscht habe. Aber wir müssen ja ein Zeichen setzen.»
Angst vor Abstürzen
Seine Wut auf die Regierung ist gross, er fühlt sich im Stich gelassen. Für Bruppacher ist die jetzige Situation festgefahren. «Es hätte gar nie so weit kommen dürfen. Die Südanflüge sind illegal. Was hier passiert, ist eine Schweinerei.» Nicht nur der Fluglärm stört ihn: «Wenn ein Flieger abstürzt, landet er mitten im Wohngebiet.» Auch Vreni Fritz aus Esslingen sieht Gefahren beim Südanflug. Und: «Ich höre die Flieger auch. Aber es gibt ja Gemeinden, in denen es noch viel lauter ist. Das geht doch einfach nicht», sagt sie. Thomas Morf, Präsident des Vereins Flugschneise Süd Nein zeigt sich in seiner Rede auf dem Forchdenkmal energisch: «Wenn es sein muss, kämpfen wir nochmals fünf Jahre, bis wir eine gerechte Lösung gefunden haben.» Das Forchdenkmal symbolisiere mit seiner Flamme, dass das Feuer des Widerstandes noch nicht erloschen sei. «Ich bin überrascht, dass heute Morgen trotz widriger Umstände so viele gekommen sind.» Es sei unglaublich, dass der gekröpfte Nordanflug bachab geschickt wurde. «Die Südanflüge sind illegal. Wir sind ein Opfer moderner Gewalt.»
«Es wird sich nichts ändern»
Auch zwei Politiker haben sich zum tief verschneiten Forchdenkmal hochgekämpft. FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger findet noch schärfere Worte als sein Vorredner Morf: «Solange Bundesrat Moritz Leuenberger Verkehrsminister ist, wird sich gar nichts ändern.» Kanton wie Bund hätten in der Fluglärmdebatte versagt. Als Leuenbergers Name fällt, gibts es Buhrufe. Thomas Maier, Präsident der Grünliberalen im Bezirk Uster und Dübendorfer Gemeinderat, sagt, man müsse einen «guten Weg für Mensch und Umwelt» finden. «Den Fluglärm kann man nicht einfach auf andere abschieben.» Schliess- lich betont Morf wiederholt, was das Ziel seines Engagements sei. «Wir wollen möglichst wenig Fluglärm für möglichst wenig Menschen.» Ein älteres Ehepaar lauscht andächtig. «Dass der Morf noch so viel Energie hat nach all diesen Jah- ren, ist toll.» Die Einigkeit unter den Schneisern ist gross, genauso wie die Wut. Und doch sind alle froh, als sie nach einer knappen Stunde im Schnee den Rückweg antreten – mit Punsch und Gipfeli im Bauch.
siehe auch:
5 Jahre illegale Südanflüge (VFSN, 05:55 Uhr Forchdenkmal)
Fünf Jahre und kein Ende in Sicht? (ZSZ, 14.10.2008)
5 Jahre Südanflüge (Leserbriefe ZSZ, 14.10.2008)
Kämpfer und Seelsorger (ZSZ, 17.10.2008)
«Nachts hört man hier jedes Reh» (ZU, 25.10.2008)
«Wir müssen den Druck aufrechterhalten» (ZSZ, 25.10.2008)
Glaube an Rechtsstaat verloren (ZSZ, 28.10.2008)
Fünf Jahre Südanflug sind genug! (PR-indside, 28.10.2008)
Der Tag, an dem die Ruhe endete (ZSZ, 29.10.2008)
«Ohne Zugeständnisse keine Pistenverlängerung» (NZZ, 30.10.2008)
Schneiser trotzten Schnee (ZOL, 30.10.2008)
«Trölerisches Verhalten von Gerichten und Politik» (NZZ, 30.10.2008)
Demo Südanflüge (Video Schweiz Aktuell, 30.10.2008)
Morgendliche Fluglärm-Demo auf der nebligen Forch (TA, 31.10.2008)
Schneiser schlottern in Scharen (Glattaler, 31.10.2008)
Pfiffe gegen Jets im Schneegestöber (SZ, 31.10.2008)
«Mir Schneiser sind härti Chäibe» (ZSZ, 31.10.2008)
«Schneiser» trotzen dem Schneegestöber (ZOL, 31.10.2008)