Die grossen amerikanischen Fluggesellschaften müssen nach Einschätzung ihres Verbandes wegen der explodierenden Treibstoffkosten in diesem Jahr einen Verlust von rund zehn Milliarden Dollar verbuchen. Zur Krisenbewältigung reduzieren die Airlines ihre Kapazitäten und erhöhen die Treibstoffzuschläge. Auch in Europa spitzt sich die Lage für verschiedene Airlines zu.
(sda/Reuters)/bbu. In der Airline-Branche schrillen gegenwärtig die Alarmglocken. Die Explosion der Treibstoffpreise und ein Nachfrageeinbruch belatsten die Bilanzen. Der erwartete Verlust von rund 10 Mrd. Dollar der amerikanischen Fluggesellschaften wäre der zweithöchste Fehlbetrag in der Branche seit dem Krisenjahr 2002. «Die Konjunktur dieser Nation ist mit der Funktionsfähigkeit ihres Lufttransportsystems verbunden. Wenn es mit den Fluggesellschaften bergab geht, wird die Konjunktur ebenfalls abstürzen», sagte James May vom amerikanischen Luftfahrtverband Air Transport Association am Dienstag.
Ruf nach staatlicher Unterstützung
Nach Analytikerschätzung dürften sich die Treibstoffkosten für die Fluggesellschaften in diesem Jahr auf mehr als 61 Milliarden Dollar belaufen. May forderte die Politiker auf, schnellstmöglich Massnahmen zu ergreifen, um die Fluggesellschaften zu unterstützen. Die Lage beginnt allmählich wieder an die Zustände der Jahre 2001/2002 zu erinnern, als die Branche letztmals in eine tiefe Krise gestürzt war.
Auch Northwest baut ab
Die Airlines suchen derzeit nach verschiedenen Auswegen, um die Krise zu bewältigen. So verlangen sie beispielsweise zusätzliche Gebühren für mehr als zwei Gepäckstücke. Ausserdem reduzieren sie ihre Kapazitäten und erhöhen Treibstoffzuschläge. Als letzte der grossen Fluggesellschaften gab Northwest Airlines am Dienstag bekannt, dass sie ihre Kapazitäten reduzieren und Personal abbauen werde, um die steigenden Treibstoffkosten zu kompensieren.
Im vierten Quartal werde die Kapazität um 8,5 bis 9,5 Prozent verringert, teilte das Unternehmen mit. Die konkreten Auswirkungen auf die Arbeitsplätze seien noch nicht klar. Northwest steht vor einer Übernahme durch Delta Air Lines. Seit Jahresbeginn ist der Ölpreis um rund ein Viertel gestiegen. Innerhalb eines Jahres hatte er sich sogar mehr als verdoppelt.
Kampf ums Überleben auch in Europa
Auch in Europa sehen sich die Fluggesellschaften mit denselben Probleme konfrontiert: Während Airlines wie British Airways oder Lufthansa mit ihrem vergleichsweise hohen Anteil an Business-Kunden und Langstreckenflügen noch relative gute Karten haben, dürfte es vor allem für Fluggesellschaften mit alten spritdurstigen Flugzeugen bitter werden. Alitalia steht ohne weitere Staatshilfe ohnehin vor dem Aus. Doch auch SAS, Austrian Airlines oder Billigflieger wie Air Berlin könnten in eine kritische Fluglage kommen.
Erwartete Pleitewelle
Seit Anfang Jahr haben zwei Dutzend Fluggesellschaften wegen Liquiditätsproblemen ihren Betrieb einstellen müssen. Die Pleitewelle werde sich voraussichtlich noch verschärfen, meinte anfangs Juni der Generaldirektor der International Air Transport Association (Iata), Giovanni Bisignani, an der Jahrestagung in Istanbul warnend.
Kommentar VFSN: Müssten jetzt nicht dringend die utopischen Nachfrageprognosen, auf dem der SIL basiert, der Realität angepasst werden? Ein Flughafen mit Vernunft statt ein Flughafen der Utopien?