Im Raumplanungs-Prozess SIL am Flughafen Zürich haben die Kantone divergierende Positionen markiert und weitere Optimierungen verlangt. Umstritten sind die Pistenverlängerungen, der gekröpfte Nordanflug und die raumplanerische Vorsorge für Parallelpisten. Der Bund wird nun bis Ende Jahr aus den drei diskutierten Varianten auswählen.
ark. «Im Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) wird definiert, wie lang, wie breit und wie hoch das künftige Spielfeld für den Flughafen Zürich ist», sagte Raymond Cron am Donnerstag in Bern. Auch nach dem dritten SIL-Koordinationsgespräch konnte der Direktor des Bundesamts für Zivilluftfahrt aber noch keinen Aufschluss geben über die Dimensionierung und Bewirtschaftung des Spielfelds. Der Standortkanton Zürich und die ebenfalls konsultierten Nachbarn Aargau, Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen, Schwyz und Zug sind sich nicht einig über ihre Vorstellungen über einen künftigen Flugbetrieb in Zürich (siehe Kasten). Sie verlangen teilweise weitere Optimierungen und den Verzicht auf gewisse Elemente wie den gekröpften Nordanflug oder die geraden Abflüge Richtung Süden.
Ein Zückerchen für Süd- und Ostschneise
Der Bund wird jetzt noch einmal über die Bücher gehen. Laut Cron will man bis im Frühsommer einen Variantenentscheid fällen. Dieser soll dann noch einmal in die interkantonale Vernehmlassung, und bis Ende Jahr will das Bazl einen Schlussbericht verfassen. Danach folgt das ordentliche Verfahren. Abgestützt auf die Variantenwahl, wird das Luftamt ein SIL-Objektblatt Zürich erstellen und dieses gemeinsam mit den revidierten kantonalen Richtplänen in die öffentliche Mitwirkung entlassen. Die optimistische Prognose des Bazl geht davon aus, dass der Bundesrat bis Ende 2010 definitiv über das Objektblatt befinden kann.
An der Medienkonferenz begründeten die Teilnehmer ihre Haltungen. Die Zürcher Regierungspräsidentin Rita Fuhrer erklärte, der innerkantonale Vernehmlassungsprozess im Hinblick auf das Berner Gespräch habe ein sehr heterogenes Meinungsspektrum ergeben. An den Eckpfeilern der bisherigen Position – Befürwortung von Pistenverlängerungen und Ablehnung der raumplanerischen Sicherung für Parallelpisten – hat der Regierungsrat nicht gerüttelt. Neu ist aber die Ablehnung von geraden Südabflügen, die in allen Varianten vorgesehen ist. Damit reagiert die Exekutive auf eine Forderung der Schneiser im Süden des Flughafens. Ein Zückerchen gibt es auch für die Anwohner im Osten des Flughafens. Laut Fuhrer will sich die Regierung dafür einsetzen, dass in der Variante J weniger lange über Osten angeflogen wird. Im Weiteren fordert sie unverändert die rasche Einführung des gekröpften Nordanflugs. Diesen wiederum will der Kanton Aargau verhindern, wie Landammann Peter Beyeler zum wiederholten Male erklärte. Etwas überraschend kommt das uneingeschränkte Einverständnis sämtlicher Nachbarkantone mit der raumplanerischen Sicherung von Parallelpisten. Offenbar erhofft man sich davon eine Konzentration des Flugbetriebs über dem Standortkanton.
Bund: Parallelpisten-Vorsorge ist sinnvoll
Für die Parallelpisten-Vorsorge plädierte wie bereits bei früherer Gelegenheit auch der Flughafen. Der neue Direktor Thomas Kern forderte «mutige Entscheide, um die Zukunft des interkontinentalen Luftverkehrs-Drehkreuzes der Schweiz rechtzeitig zu sichern». Es gehe nicht um einen grenzenlosen Ausbau des Flughafens. Man müsse jetzt aber dafür sorgen, dass auch künftige Generationen ihr Mobilitätsbedürfnis befriedigen könnten. Weil es etwa 15 Jahre daure, bis eine Pistenveränderung realisiert sei, müsse man jetzt die Weichen stellen für die Bewältigung des prognostizierten Verkehrsaufkommens. Dafür seien die Möglichkeiten auf dem bestehenden Pistensystem mit seinen «engen Spielräumen» beschränkt. Ohne Parallelpisten-System sei die Entwicklung des Flughafens aufs Spiel gesetzt, sagte Kern zuhanden des Bundesrates.
Für den Bund, so erklärte Cron, stehe ein Parallelpisten-System derzeit nicht zur Diskussion. Die Option solle aber langfristig bewahrt werden. Zwei Gutachten hätten ergeben, dass die Auswirkungen einer raumplanerischen Sicherung gesamthaft eher gering und «aus übergeordneter und langfristiger Sicht» zu empfehlen wären.