Dübendorf. – Der Stadtrat hat im Dezember mit seiner Haltung zur Entwicklung des Dübendorfer Militärflugplatzes für Wirbel gesorgt. Damals sprach er sich zusammen mit den Gemeinderäten von Volketswil und Wangen-Brüttisellen gegen eine militärische und zivile fliegerische Nutzung des Areals nach 2014 aus.
An der Gemeinderatssitzung vom Montag wehrte sich Stadtpräsident Lothar Ziörjen (DP) gegen den Vorwurf der SVP, man betreibe eine Wendehalspolitik. Der Stadtrat habe sich zwar früher für den Erhalt des Militärflugplatzes ausgesprochen. Für die Zukunft könne man nun aber eine rein militärische Nutzung des Areals ausschliessen, und deshalb wolle sich der Stadtrat gegen eine Auslagerung der Privatfliegerei nach Dübendorf wehren. Die geplante, so genannte Hindernisfreifläche über dem Siedlungsgebiet für die An- und Abflüge von Helikoptern sei ein klarer Hinweis, dass die mit dem ILS-Richtstrahl ausgerüstete Piste auch für Privatflieger funktionstüchtig erhalten werden soll. Auch komme der Bund ab 2011 nicht mehr für die Betriebskosten der Anlage auf, weshalb private und öffentliche Partner gesucht würden. Ziörjen sprach sich am Montag hingegen zum wiederholten Mal für die Idee eines Innovationsparks aus.
Die SVP bezichtigte den Stadtrat der Stimmungsmache. Die Prognose für die Anzahl Flugbewegungen wie auch der möglichen Betriebszeiten im Falle einer privaten Nutzung seien haltlos, sagte am Montag Parteipräsident Orlando Wyss. Zudem stehe das Stationierungskonzept der Luftwaffe noch keineswegs fest. Wyss warf Ziörjen vor, dass das Engagement für den Innovationspark ohne Rücksprache mit involvierten Kreisen und der Zustimmung durch die Bevölkerung erfolgt sei. Schulterklopfen für den Stadtrat
Anders die GEU: Der Stadtrat nehme die Anliegen der Bevölkerung endlich auf und stehe plötzlich fortschrittlich und dynamisch da, sagte Gemeinderat Thomas Maier. Auf die Rückkehr der Luftwaffe zu hoffen sei eine rückwärts gerichtete Strategie. Mit der Luftwaffe kämen zwar ein paar Arbeitsplätze zurück in die Stadt Dübendorf, zu 95 Prozent würde aber auch gleich noch die Privatfliegerei mitgeliefert. Stattdessen sprach er sich für ein «Dübi-Valley» aus, in dem innovative Firmen und Forschungsinstitutionen zusammenarbeiten. Daneben brauche es im dicht besiedelten Glattal Erholungszonen.
Theo Johner (DP) betonte, dass die Piste so schnell wie möglich aufgehoben werden soll. So lange dies nicht geschehe, bleibe ein Grossteil des Areals gesperrt. «Soll man eine Piste erhalten, nur damit diese ein Mal im Jahr als Parkplatz für WEF-Flieger dienen kann», fragte er in die Runde. Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) habe sich gegen einen Jetbetrieb in Dübendorf entschieden, und deshalb gelte es jetzt zusammen mit dem Bund als Grundeigentümer zu prüfen, wie das Areal in Zukunft genützt werden kann.
Auch die SP unterstützte die Haltung des Stadtrats. Wenn die Luftwaffe sich vom Militärflugplatz Dübendorf zurückziehe, sei das weder das Ende für den militärischen Flugbetrieb in der Schweiz noch das Ende des Abendlandes, sagte Hans Baumann an die Adresse der SVP. Die SP/ Juso-Fraktion unterstütze die Idee eines Innovationsparks. Darüber hinaus soll das Areal für gemeinnützigen Wohnungsbau für Familien mit unterem und mittlerem Einkommen genutzt werden.
Von Thomas Bacher
Tages-Anzeiger, 07.02.2008, Seite 55, Regionalteil Oberland